Abgesehen von einer einzelnen, älteren US-Studie liegt dieses Themenfeld noch völlig brach. Medizinstudenten haben gewiss Träume und Alpträume, aber was verbindet diese wohl? Eine Dreiergruppe von Psychologen am Waadtländer Unispital CHUV erforschte dazu hunderte Träume. Mathilde Nikles, Friedrich Stiefel und Céline Bourquin befragten in der qualitativen Studie junge Leute, welche in Lausanne Humanmedizin studieren.
Ein Hauptthema der Studenten-Träume bildet ganz klar der Leistungs- und Versagensdruck. Ein Student träumte mehrfach, dass er die Prüfungsräume nicht finden konnte. Ein anderer schilderte als wiederkehrendes Nacht-Erlebnis, wie er während der Bachelorprüfung immer wieder von anderen ansgesprochen wird – und sich folglich nicht konzentrieren kann, was wiederum den Stress steigert…
Interessant seien diese Träume – beziehungsweise ihre Erforschung –, weil sie eine Simulation bedrohlicher Lagen bilden; oder eine Fortführung von Themen, welche die Menschen am Tag stark beherrschen: So sagte es der beteiligte Psychiater Friedrich Stiefel zur Zeitung «Le Matin».
In den Endphasen des Studiums häufen sich dann die Träume, in denen ein Versagen am Patienten erlebt wird – so ein weiteres Ergebnis der Arbeit aus Lausanne. Ein Beispiel bot jener Student, der im Traum nicht einmal eine Spritze mehr setzen konnte. In dieselbe Kategorie fallen die (offenbar ebenfalls gängigen) Träume, bei denen die Patienten an einer unheilbaren Krankheit leiden und so den hoffnungsvollen Medizinstudenten ohne Chance lassen. Interessant werden diese Träume, wenn in der Rolle des Patienten zugleich Professoren auftauchen – oder andere Personen, die im Alltag eher über einem stehen.
Insgesamt 600 Träume wurden in der Arbeit analysiert, aus allen Studienjahren. Dabei ging es nicht um die Beobachtung des Einzelnen – oder anders: nicht um Freudsche Tiefenpsychologie. Sondern darum, ob Muster in einer gewissen Gruppe der Bevölkerung auftauchen – und welche.
Nikles, Stiefel et al. stellten dabei auch fest, dass die Themen der Träume über den ganzen Studienverlauf recht stabil blieben.
Friedrich Stiefel gewinnt den Krebspreis, Irma Boving erhält die Krebsmedaille
Ausgezeichnet: Friedrich Stiefel, Irma Boving | Bild: Krebsliga
Der Psychiater Friedrich Stiefel wird für seine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Durchführung von Kommunikationskursen für Onkologen mit dem Krebspreis gewürdigt; die Auszeichnung der Krebsliga ist dotiert mit 10'000 Franken. Stiefel leitet den Dienst für Konsiliarpsychiatrie am Universitätsspital in Lausanne. Auch war er von 2004 bis 2007 Vizepräsident der Krebsliga Schweiz und von 2007 bis 2016 Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission.
Der unter seiner Leitung entwickelte Kurs besteht anfangs aus einem zweitägigen Block, in dem die Teilnehmenden schwierige Fälle diskutieren und mittels Videoaufnahmen von Gesprächen mit fiktiven Patienten ihr eigenes Kommunikationsverhalten reflektieren. Zum Kurs gehören ferner vier bis sechs Supervisionen in den folgenden sechs Monaten sowie ein Abschlusstraining.
Eingeführt wurde der Kurs im Jahr 2000, seit 2005 ist er obligatorischer Teil der Ausbildung von angehenden Onkologen in der Schweiz. Unterdessen haben mehr als 600 Personen den Kurs absolviert.
Krebsmedaille 2017 an Irma Boving
Die diplomierte Pflegefachfrau und ausgebildete psychoonkologische Beraterin Irma Boving gehört zu den Pionierinnen des Krebstelefons. Seit der Gründung des Beratungsdienstes 1995 hat sich Boving jahrzehntelang als empathische und kompetente Fachfrau für das Wohl von Tausenden von Ratsuchenden eingesetzt. Im Mai 2017 ging sie nach 22 Jahren in Pension, doch sie blieb der Krebsliga bleibt sie in einem Pensum weiterhin erhalten. Als Dank für ihre Dienste verleiht ihr die Krebsliga Schweiz die Krebsmedaille.