Setzt die Ärztekasse zu kurze Zahlungsfristen?

Kritik an der Ärztekasse: Sie setze im Auftrag der Ärzte bei den Patienten finanziellen Druck auf und mahne sie zu schnell.

, 3. Mai 2023 um 10:08
image
Die Rechnungen der Ärztekasse kommen oft erst lang nach dem Rechnungsdatum bei den Patienten an. Die Zahlungsfrist ist dann so kurz, dass es nicht reicht, die Rückerstattung der Krankenkasse abzuwarten. | em
Für Patienten, die knapp bei Kasse sind, ist es ein Problem: Bei hohen Arztrechnungen können sie die Zahlungsfristen der Ärztekasse nicht einhalten. Die Online-Zeitung «Infosperber» hat das Vorgehen der Kasse kritisiert.

Genossenschaft von Ärzten gegründet

Seit 1964 verschickt die von Ärzten gegründet Ärztekasse im Auftrag von Praxen die Patienten-Rechnungen und mahnt säumige Zahler. So können sich Ärztinnen und Ärzte von dieser Arbeit entlasten lassen.
Allerdings sind nicht alle Patienten zufrieden mit der Kasse. Denn es kommt offenbar vor, dass Rechnungen zum Teil erst knapp zwei Wochen nach dem Rechnungsdatum bei den Patienten eintreffen. Es bleibt zu wenig Zeit zum Begleichen.

Zuerst muss Krankenkasse zahlen

Das ist vor allem dann ein Problem, wenn Patienten mit wenig Geld einen hohen Rechnungsbetrag zu begleichen haben und sie sich diesen Betrag zuerst von der Krankenkasse überweisen lassen müssen, damit sie überhaupt zahlen können. Bei kurzen Zahlungsfristen ist das nicht möglich.
Die Ärztekasse verschickt die Rechnungen offenbar als B-Post-Massensendung. Sie braucht sechs Arbeitstage. Deshalb kann die Zustellung wegen Wochenenden und Feiertagen zirka zehn Tage dauern.

Ärzte geben Fristen vor

Verantwortlich für die Zahlungsfrist sind die Kunden, also die Ärzte. Sie geben der Ärztekasse die Zahlungsfrist und das Vorgehen bei Mahnungen vor. Das Standardmodell der Ärztekasse sieht vor, dass eine Mahnung 45 Tage nach Rechnungsdatum verschickt wird.
Viele Patienten zahlen die Rechnung offenbar nicht rechtzeitig. Die Ärztekasse verschickt laut «Infosperber» in fünf bis zehn Prozent der Fälle eine Mahnung. Das seien täglich 800 bis 1600 Mahnungen. Die erste Mahnung kostet 5 Franken, die zweite mindestens 10 Franken.

Zu viel Stress für ältere Patienten

Ein ehemaliger Arzt, selber einst Kunde der Ärztekasse, kritisiert in einem Kommentar das Vorgehen: Die Patienten sollten mindestens 30 Tage, besser noch 45 Tage Zeit haben, die Rechnungen zu bezahlen. «Alles andere ist unmenschlich, denn so kurze Fristen bedeuten unnötigen Stress für alle, vor allem für ältere Patienten.»
  • ärzte
  • ärztekasse
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

In Deutschland droht der nächste Ärzte-Streik

60'000 Spitalärzte prüfen den Ausstand. Womit die Streikwelle in Europas Gesundheitswesen bald den nächsten Höhepunkt erreichen könnte.

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

image

Kein Geld und keine Zusammenarbeit mehr mit Tabakindustrie

Deutsche Ärzte wollen sich nicht mehr von Tabakherstellern beeinflussen lassen. Sie haben deshalb einen neuen Kodex vereinbart.

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Ehemaliger HUG-Chefarzt und Covid-Experte wechselt zu Privatspital

Jérôme Pugin wurde in Genf bekannt als Intensivmediziner und Symbolfigur im Kampf gegen Covid. Nun wird er medizinischer Direktor des Hôpital de La Tour.

Vom gleichen Autor

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.