Zürich: Gesundheitskioske sollen Notfallstationen entlasten

Das Zürcher Stadtparlament hat den Vorstoss für Gesundheitskioske angenommen – ein Konzept, das in Deutschland bereits gescheitert ist.

, 30. Januar 2025 um 08:07
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In Deutschland wurde die Idee eines flächendeckenden Netzes begraben: Gesundheitskiosk in Hamburg | Bild: AOK Rheinland/Hamburg.
Das Zürcher Stadtparlament hat mit knapper rot-grüner Mehrheit einem Vorstoss für sogenannte Gesundheitskioske zugestimmt.
Wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet, sieht Initiator David Garcia Nuñez – Arzt und Co-Leiter der Fraktion der Alternativen Liste – das Projekt als niederschwellige Alternative, um Notfallstationen zu entlasten und Menschen mit sozialen oder sprachlichen Hürden besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Die geplanten Gesundheitskioske in Zürich sollen eine breite Palette an Aufgaben übernehmen: Die Fachkräfte sollen Informationen zu chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vermitteln, aber auch Gesundheitsvorträge halten, Entspannungsgruppen leiten und erste einfache therapeutische Interventionen sowie medizinische Routineaufgaben übernehmen.
Darüber hinaus sollen die Kioske als zentrale Anlaufstelle dienen, um Patienten an die richtigen medizinischen Fachstellen weiterzuleiten. Ein weiterer Anspruch: Die Beratungen müssen nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch in den häufigsten in Zürich gesprochenen Sprachen angeboten werden.

Zweifel

Kritiker bezweifeln die Notwendigkeit und Effizienz solcher Kioske in einer Stadt mit bereits gut ausgebautem Gesundheitsangebot. Neben Spitälern und Arztpraxen gebe es zum Beispiel stadtweit 600 Apotheken, das Ärztefon sowie etliche Nonprofitorganisationen mit dem Fokus chronische Leiden, widersprach Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP) in der Debatte.
Im Kanton Aargau unterstützte der Swisslos-Fonds ein einjähriges Pilotprojekt für einen Gesundheitskiosk in Rheinfelden. Laut der «NZZ» war die Resonanz jedoch schwach: Der Kiosk war einmal wöchentlich abends geöffnet, beraten wurden durchschnittlich zwei bis drei Personen.

In Deutschland gescheitert

David Garcia Nuñez orientiert sich mit seiner Idee an den Gesundheitskiosken in Deutschland, einem Konzept, das Gesundheitsminister Karl Lauterbach ursprünglich flächendeckend ausbauen wollte. Diese Anlaufstellen sollten vor allem in sozialen Brennpunkten und strukturschwachen Regionen entstehen, um Menschen zu beraten, die sonst kaum Zugang zum Gesundheitssystem haben. Dabei offerierten Pflegefachleute erste Beratung und Präventionsangebote – wobei zur Idee auch gehört, dass diese «Kioske» in Einkaufszentren und -zonen entstehen: Gesundheit als Angebot neben dem Shopping.
Doch das Projekt scheiterte bereits wenige Monate nach der Ankündigung. Neben politischen Differenzen – die FDP als Koalitionspartner verweigerte die Unterstützung – führten vor allem Finanzierungsbedenken der Krankenkassen zum Aus.

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