Neue Daten legen nahe, dass Aromastoffe in E-Zigaretten so schädlich sind, dass sie «schnellstmöglich verboten» werden müssten: Das sagt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).
Die wissenschaftliche Grundlage dafür liefert das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel. Dessen
Untersuchungen zeigen, dass Aromen nicht nur den Einstieg ins Rauchen erleichtern und das Suchtpotenzial erhöhen. Weil Aromarauch aus E-Zigaretten oft auch tiefer inhaliert wird, steige auch die Aufnahme toxischer Substanzen deutlich.
«Diese Aromen haben ein erhebliches Schadenspotenzial und müssen schnellstmöglich vom Markt genommen werden», sagt Wolfram Windisch, Präsident der deutschen Lungenärzte, laut einer Mitteilung.
Wolfram Windisch, Präsident der DGP. | zvg
Die Fachgesellschaft fordert eine
strengere Regulierung des Verkaufs von E-Zigaretten. In Deutschland ist die E-Zigarette bei Kinder und Jugendlichen mitlerweile das am häufigsten konsumierte Nikotin-Produkt; noch vor der Tabakzigarette und der Wasserpfeife. Bei den 14- bis 17-Jährigen hat sich vom Jahr 2021 auf 2022 die Nutzung von E-Zigaretten verfünffacht. Mehr als jeder Dritte – genauer gesagt 37,5 Prozent – dieser Altersgruppe hatte 2023 schon einmal E-Zigaretten konsumiert.
«Wir wissen, dass E-Zigaretten-Konsumenten ein dreimal höheres Risiko haben, später Tabakzigaretten zu rauchen. Wir ziehen uns also mit der E-Zigarette bei Jugendlichen und jungen Menschen eine neue Generation Nikotin-Abhängiger heran», sagt Alexander Rupp von der DGP-Arbeitsgruppe Tabakprävention und -entwöhnung.
Entzündungen in der Lunge
Die Zahl der erwachsenen E-Zigaretten-Nutzerinnen und -Nutzer in Deutschland lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen. «Bei der Bewertung von E-Zigaretten auf die Gesundheit spielten Aromen bisher eine untergeordnete Rolle. Die Ergebnisse unserer Analyse von mehreren Hundert wissenschaftlichen Arbeiten zeigen allerdings, dass Aromen sehr wohl eine wichtige Rolle spielen», erklärt Reiner Hanewinkel, Leiter des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung.
Was die Datenanalyse auch zeigt: Experimentelle Untersuchungen beim E-Zigaretten-Konsum weisen auf Entzündungsreaktionen in der Lunge und im Herz-Kreislauf-System hin. Trotzdem gab es bisher nur für sehr wenige der verwendeten Aromastoffe toxikologische Untersuchungen.
40 Prozent könnten entwöhnt werden
«Aromen vermindern den Hustenreiz. Sie erleichtern daher den Einstieg ins Rauchen», sagt er. Die Werbung unterstützt ausserdem besonders bei jüngeren Menschen die Wahrnehmung, dass die Aromen unbedenklich seien.
DGP-Präsident Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln, kritisiert: «In puncto Tabakentwöhnung gehören wir in Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa. Das muss sich dringend ändern.»
Er sagt, dass 70 Prozent aller Rauchenden den Wunsch haben, aufzuhören. Mit passenden Programmen könnten 40 Prozent vom Tabak entwöhnt werden.