Die aktuellen Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigen: Die Verwaltungskosten der 50 Krankenversicherungen betrugen 2021 im Schnitt 5,2 Prozent der Prämien, oder 197,65 Franken, pro versicherte Person. Zum Vergleich: 2020 waren es 4,9 Prozent, oder 184,10 Franken.
Gemäss einer Untersuchung zwischen Verwaltungskosten und Prämien stellt der Online-Vergleichsdienst Comparis folgendes fest:
- Die effizienteste Kasse 2021 ist die Krankenkasse Luzerner Hinterland: Sie steigerte ihre Verwaltungskosten um 0,70 Franken gegenüber dem Vorjahr von 104,60 auf 105,30 Franken und gab letztes Jahr 2,7 Prozent pro versicherte Person für die Verwaltung aus. Im Schnitt zahlten die Versicherten hier 3585 Franken Grundversicherungsprämien.
- An zweiter Stelle folgt die Sumiswalder Krankenkasse. Hier stiegen die Verwaltungskosten von 99,55 auf 108,10 Franken pro versicherter Person.
- Mit 118 Franken, das sind 0,70 Franken weniger gegenüber dem Vorjahr, war die Sodalis-Gesundheitsgruppe die dritteffizienteste Kasse.
Die Kritik
«Keine einzige grosse Krankenkasse schafft es aufs Effizienzpodest. Das ist angesichts des Massengeschäfts erstaunlich», wird Felix Schneuwly, Comparis-Krankenkassenexperte, in der
Medienmitteilung zitiert.
Dass es in diesem stark digitalisierten Massengeschäft keine der zehn grössten Krankenversicherungen in die Spitzenränge geschafft habe, sei bedenklich und spreche für die kleinen, regional tätigen Kassen ohne grosse Teppichetagen.
Die Ineffizientesten
Am höchsten waren wie schon in den Vorjahren auch 2021 die Verwaltungskosten bei der Krankenkasse Institut Ingenbohl. Sie gab 848,80 Franken pro versicherter Person für die Verwaltung aus. Das sind 182,60 Franken mehr als noch im Jahr zuvor.
Die Versicherten zahlten hier letztes Jahr durchschnittlich 5'134,20 Franken Prämien. Das sind 743,50 Franken, oder 43,2 Prozent, mehr als bei der Krankenkasse Luzerner Hinterland.
Im Viertel der Kassen mit den höchsten Verwaltungskosten befanden sich 2021 verschiedene grosse und mittlere Krankenversicherer, so die Avenir Assurance Maladie SA, Vivao Sympany AG, Mutuel Assurance Maladie SA und die KPT Krankenkasse AG.
«Es kann sein, dass ein Versicherer vorübergehend hohe Verwaltungskosten hat, weil er zum Beispiel viel in die Digitalisierung investiert. Grosse Kassen, die permanent hohe Verwaltungskosten haben, machen aber etwas falsch», kommentiert der Comparis-Experte.
Die Günstigsten
Die tiefsten Prämien zahlten Versicherte letztes Jahr bei der Glarner Krankenversicherung mit im Schnitt 3'007,90 Franken. Mit Verwaltungskosten von 280,95 Franken pro versicherter Person lag die Glarner Krankenversicherung im letzten Viertel aller Kassen in puncto Effizienz.
An zweiter Stelle folgte Sanagate AG mit einer Durchschnittsprämie von 3'043,20 Franken und Verwaltungskosten von 121,75 Franken. Die CSS-Tochter Sanagate wurde per Januar 2022 in die CSS-Tochter Arcosana überführt. Arcosana wird per Januar 2023 in die CSS überführt.
Auf dem dritten Platz punkto Prämienkosten landete Sanavals Gesundheitskasse mit einer Durchschnittsprämie von 3'056,55 Franken. Sanavals Gesundheitskasse gab letztes Jahr 162,85 Franken pro Person für die Verwaltung aus.
«Wer hohe Verwaltungskosten und tiefe Prämien hat, investiert das Geld der Kundinnen und Kunden insgesamt gut», erklärt Schneuwly.
Die Teuersten
Am höchsten war die durchschnittliche Jahresprämie 2021 bei der Krankenkasse Institut Ingenbohl mit 5134.15 Franken. Krankenkasse Institut Ingenbohl belegt bezüglich Effizienz den 50. Platz unter den 50 Krankenkassen, mit Verwaltungskosten von 848.80 Franken pro Person.
Nur knapp weniger, nämlich 4'466,35 Franken, zahlten Versicherte bei Mutuel Assurance Maladie SA. Die Kasse verzeichnet Verwaltungskosten von 260,90 Franken und befindet sich damit im letzten Effizienzviertel.
Die drittteuerste Kasse war Moove Sympany AG mit einer Durchschnittsprämie von 4'437,35 Franken und Verwaltungskosten von 261,65 Franken.
«Dass Versicherer mit hohen Verwaltungskosten und hohen Prämien nicht mehr Kunden und Kundinnen verlieren, spricht nicht für rationale Entscheide der Kundschaft», so Schneuwly.
Anstieg um knapp 16 Prozent
Zwischen 2017 und 2021 sind die Verwaltungskosten pro Person im Durchschnitt von 170,90 auf 197,65 Franken pro versicherte Person (+15,7 Prozent) gestiegen. Die Prämien sind im gleichen Zeitraum von 3'605 auf 3'788 Franken gestiegen (+5 Prozent).
«Dass die Verwaltungskosten trotz Wettbewerb und Digitalisierung stärker steigen als die Prämien, ist auf schlechte Regulierung zurückzuführen, welche die Bürokratiekosten bei den Versicherern und bei den medizinischen Leistungserbringern erhöht», erklärt der Comparis-Fachmann zum Schluss.