Zunehmender Kostendruck, mehr Bürokratie und strengere regulatorische Auflagen stellen Spitalleitungen vor grosse Herausforderungen. Die Schweizerische Post bietet Gesundheitseinrichtungen seit mehr als 10 Jahren umfangreiche Logistiklösungen, mit denen sie die Effizienz im Betrieb steigern können. Welchen effektiven Beitrag die Post zur Entlastung des medizinischen Personals leistet und welchen Einfluss dies auf die EBITDAR-Marge der Spitäler hat, fragen wir Daniel Vögeli, Leiter Branchenlösungen & Chief Commercial Officer der Post, im Interview.
Herr Vögeli, was hat Logistik mit Kostenoptimierung in Spitälern zu tun?
Unsere langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen zeigt, dass Spitäler oft zu wenig Ressourcen haben, um ihre internen Prozesse und Kosten zu durchleuchten. Deshalb analysiert die Post auf Wunsch die individuelle Situation der Gesundheitsversorger und berät sie bei der Implementierung effizienterer Logistiklösungen. So können Gesundheitseinrichtungen der Post z. B. die operative Beschaffung, die Warenannahme und -lagerung, die Kommissionierung, die sterile Aufbereitung sowie den Transport und die Lieferung von medizinischem Verbrauchsmaterial übergeben. Konsequent umgesetzt können Gesundheitseinrichtungen damit ihre Lager- und Logistikkosten jährlich um bis zu 40 Prozent reduzieren, interne Leistungen ausbauen und ihren finanziellen Spielraum erhöhen.
Und wo findet dabei die Kosteneinsparung statt?
Anhand der Lagerlogistik-Services lässt sich das Optimierungs- und Sparpotenzial gut aufzeigen. Die Post stellt mit ihren hohen Lagerkapazitäten und digitalisierten Beschaffungsprozessen sicher, dass die Waren stets verfügbar sind, sie übernimmt das gesamte Liefermanagement und bündelt die Kreditoren- und Debitorenworkflows. Dadurch wird das Spitalpersonal von logistischen und administrativen Aufgaben befreit. Da zudem alle Waren über das Zentrallager der Post abgewickelt werden, können die kapitalintensiven Lager- und Logistikflächen in Spitälern wertschöpfend umgenutzt werden, beziehungsweise müssen sie bei Neubauprojekten nicht mehr eingeplant werden. So können Spitalleitungen dank dem externen Dienstleistungsmanagement der Post Ressourcen umverteilen, Investitionen reduzieren und die EBITDAR-Marge verbessern.
Welchen Einfluss hat dies auf den Spitalbetrieb?
Der zentrale Punkt ist, dass Mitarbeitende entlastet und ihre Ressourcen anderweitig eingesetzt werden können. Auch hier gebe ich gerne zwei Beispiele: In einem Spital, in dem früher jährlich 2000 Anlieferungen durch verschiedene Lieferanten erfolgten, gibt es durch die Externalisierung des Spitallagers an die Post nur noch 250 Anlieferungen. Eine deutliche Entlastung der Mitarbeitenden in der Logistik – und gleichzeitig nachhaltiger, da auch die Verkehrs-, Lärm- und Emissionsbelastungen reduziert werden. Kombinieren Spitäler dies mit unserer Intralogistik profitieren auch die Pflegemitarbeitenden, weil ihnen das Bestellen, Empfangen und Einräumen der Medizinprodukte und Verbrauchsmaterialien auf den Stationen abgenommen wird und sie sich wieder mehr um ihre Patientinnen und Patienten kümmern können.
«Spitalleitungen können dank dem externen Dienstleistungsmanagement der Post Ressourcen umverteilen, Investitionen reduzieren und die EBITDAR-Marge verbessern».
Wie gehen Sie bei einem Kundenvorhaben genau vor?
Das hängt sehr stark vom Bedürfnis des Kunden ab. In der Regel analysieren wir als erstes die individuelle Situation des Gesundheitsversorgers. Dazu haben wir eine spezielle Methodik entwickelt, Kostentransparenz zu schaffen, alternative Lösungsansätze zu kalkulieren und den ROI aufzuzeigen. Hilfreich dafür sind auch die umfangreichen Benchmarkdaten aus dem Spitalbereich aus der Schweiz und Europa, über die wir verfügen. Ist das Zielbild identifiziert, beraten und begleiten wir den Gesundheitsversorger bei der Implementierung der Lösung.
Indoor-Spital-Roboter von der Post
Sie greifen relativ stark in den Betrieb eines Spitals ein. Wie nehmen die Spital-Mitarbeitenden in der Logistik oder in der Pflege diese Veränderungen auf?
Zuerst gilt es zu betonen, dass Spitäler die volle Kontrolle über ihre Logistik behalten. Die nahtlose Anbindung an eigene IT-Systeme und das kontinuierliche Berichtswesen ermöglichen es den Spitälern, ein aktives Controlling zu betreiben, in Prozesse einzugreifen und diese zu steuern. Als Partnerin der Gesundheitseinrichtungen verstehen wir aber, dass solche Veränderung auch Vorbehalte oder Ängste auslösen können. Deshalb begleiten wir unsere Kunden eng und versuchen, die Mitarbeitenden zu involvieren und ihnen die Vorteile aufzuzeigen. Unsere Erfahrung zeigt, dass es sich positiv auf die gesamte Organisation auswirkt, da die Mitarbeitenden entlastet werden und sich dadurch mehr auf ihren Kernauftrag fokussieren können. Davon profitieren nicht nur die Gesundheitseinrichtungen, sondern auch ihre Mitarbeitenden, die Patientinnen und Patienten und das Gesundheitswesen als Ganzes.
Sehen Sie gewisse Trends, die sich bzgl. der Versorgungssicherheit in den Schweizer Spitallandschaft abzeichnen?
Der Kostendruck im Gesundheitswesen wird sich weiter verstärken. Wettgemacht werden kann er durch noch stärkere Standardisierung der Prozesse bei den medizinischen Leistungserbringern. Entsprechend werden die Eigenleistungen für auftragsfremde Aufgaben, wie zum Beispiel Immobilienbewirtschaftung oder Logistik, vermehrt ausgelagert und automatisiert. Zudem sind wir überzeugt, dass eine stärkere Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen und die Verschmelzung von physischen und digitalen Leistungen die Kosteneffizienz erhöhen und die Versorgungssicherheit verbessern können.
Welchen Beitrag kann hier die Post leisten?
Die Post bietet bereits heute diverse digitale Services an, um Praxen und Spitäler untereinander sowie mit ihren Patienten und Patientinnen digital zu vernetzen. Wir stellen z.B. den Stammgemeinschaften, die das EPD anbieten, die notwendige zertifizierbare Infrastruktur zur Verfügung. Zudem betreiben wir weitere Digital Health Services wie «Cuore – die Schweizer Gesundheitsplattform» oder «Time4Patient – die ICT-Lösung für Ihre Gesundheitspraxis». In der Intralogistik bieten wir Indoor-Spital-Roboter an, die Medikamente, Esswaren, Laborproben oder Abfälle rund um die Uhr autonom durch das ganze Spital transportieren, um das Spitalpersonal zu unterstützen. Das Stadtspital Zürich Triemli, das Spital in Nyon sowie die Zürcher Schulthess-Klinik haben die selbstfahrenden Helfer bereits im Einsatz.