In 13 Regionen – darunter auch in Zürich, Bern und Lausanne – ist die KPT nächstes Jahr mit einer Franchise von 2500 Franken die Preisbrecher-Kasse. Keine andere bietet günstigere Prämien. Auf den ersten Blick wäre das ein Anlass zur Freude. Doch gegenüber der «NZZ» machte der KPT-Chef Thomas Harnischberg deutlich, dass er das kein zweites Mal erleben wolle.
KPT wusste von nichts
«Wir haben den Kundenansturm unterschätzt. Wir wollten unseren Versicherten faire Prämien anbieten – uns war jedoch nicht bewusst, dass unsere Prämien im Vergleich zu den Mitbewerbern so niedrig waren», sagte er.
Bisher war die KPT mit 357 000 Kunden eine mittelgrosse Versicherung. Nun rechnet die Krankenkasse damit, dass ihr Kundenbestand um rund 40 Prozent steigen wird.
50 neue Angestellte
Ein solch grosses Wachstum sei für die KPT nicht nachhaltig, klagt Harnischberg. Damit die Krankenkasse ihre Kunden nächstes Jahr gut betreuen kann, muss sie rund 50 Mitarbeitende anstellen. Zu viele dürfen es aber nicht sein. Sonst müssen diese im nächsten Jahr wieder entlassen werden, sollte die Kasse die neuen Kunden verlieren. Und das ist sehr wahrscheinlich. Denn nächstes Jahr muss die KPT die Prämien wohl wieder erhöhen. Ein Teil der dazugewonnenen Kunden wird dann zum günstigsten Anbieter wechseln.
Eine Chance bietet der grosse Kundenansturm aber doch: Möglicherweise kann die KPT Kunden für das lukrativere Zusatzversicherungsgeschäft gewinnen.
Kein zweites Mal
Trotzdem möchte Harnischberg laut «NZZ» eine solche Konstellation kein zweites Mal erleben. Er wolle daher mit dem BAG in einen «Lernprozess» treten, damit sie künftig nicht wieder in die gleiche Situation kämen. Allerdings dürfte das schwierig sein. Denn das BAG darf den Krankenkassen während des Genehmigungsverfahrens nicht sagen, ob ihre Prämien im Vergleich zu den anderen tief oder hoch seien.
Das wären Preisabsprachen, und diese würden einzelne Versicherer bevorteilen und zu Marktverzerrungen führen.
Keine vorzeitige Erhöhung nötig
Dass die KPT vom BAG dazu gezwungen werden könnte, ihre Tiefstprämien schon vor Jahresende wieder zu erhöhen, ist laut Thomas Harnischberg unwahrscheinlich. Das BAG habe die Prämien 2023 ohne Einschränkungen genehmigt, und die KPT habe genügend Reserven.