Wann kommen die Preissenkungen bei den Labortarifen? Dies fragte Mitte-Nationalrat Christian Lohr den Bundesrat im Juni mit einer Interpellation. Dabei hatte der Bundesrat doch erst im August 2022 die Tarife für Laboranalysen linear um 10 Prozent gesenkt, was damals zu Einsparungen von rund 140 Millionen Franken führte.
Der Thurgauer Volkswirt und Fachhochschul-Dozent verwies in seiner Interpellation auf Preisvergleiche mit umliegenden Ländern, wie sie unter anderen auch der Preisüberwacher durchführte: Sie brachten ein viel höheres Einsparpotenzial ans Licht.
Weitere Kostensenkungen? Das scheint Wunschdenken zu sein. Das Gegenteil ist der Fall, sofern man den neusten Zahlen Glauben schenkt, die der Krankenkassenverband Santésuisse der
«Rundschau» des Schweizer Fernsehens zuspielte und die auch Medinside vorliegen. Danach vermochten die Auftragslabore den Tarifschnitt dank einer Mengenausweitung sogar wettzumachen.
Der Ablauf ging so:
- Im ersten Halbjahr 2022 zahlten Krankenkassen 536 Millionen Franken für Leistungen an Auftragslabore.
- Dann sanken die Kosten im Halbjahr 2023 auf 492 Millionen, nachdem der Bundesrat die Tarife gesenkt hatte. «Doch jetzt sehen wir eine Art Jo-Jo-Effekt», sagt die Stimme im «Rundschau»-Off.
- Im ersten Halbjahr 2024 betrugen die Kosten 553 Millionen Franken. Sie waren damit höher als vor dem Tarifschnitt.
Nicolas Vuilleumier ist Präsident des Laborverbands FAMH: Er glaube nicht, dass die Zahlen von Santésuisse stimmen, sagte er der «Rundschau». «Wir sehen hier nur die Zahlen aus der ersten Jahreshälfte.» Da könne es noch grosse Schwankungen geben. «Ich glaube keine Sekunde, dass sich diese Zahlen Ende Jahr bestätigen.»
Zudem macht der Romand darauf aufmerksam, dass Analysen, die von der Kasse bezahlt werden, von den Ärzten verschrieben werden müssen. «Die Labore haben keinen Einfluss auf die Anzahl der Verschreibungen.»
«Es tut mir weh zu sehen, dass Anstrengungen zur Senkung der Kosten nicht funktionieren»: Preisüberwacher Stefan Meierhans. | Screenshot: SRF
Immerhin stellen es die offiziellen BAG-Zahlen, veröffentlicht im Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung (Mokke), ebenfalls klar: Sie weisen bei den Laborkosten fürs zweite Quartal 2024 einen Sprung um 15 Prozent aus. «Trotz der im August 2022 eingeführten linearen Senkung der Tarife für Laboranalysen um 10 Prozent liegen die durchschnittlichen Kosten pro Person für diese Leistungen wieder auf dem Niveau von vor dem Inkrafttreten dieser Massnahme»,
kommentiert das BAG das Ergebnis.
«Die Laborbranche ist gewieft und weiss, wie man das Thema angehen muss», sagte Christian Lohr im «Rundschau»-Bericht zur Entwicklung. Er forderte, dass der Bund das Heft umgehend an die Hand nimmt. Es sei seine Pflicht, hier einzugreifen.
Und Preisüberwacher Stefan Meierhans meinte: «Ich bin nicht überrascht, aber es tut mir weh. Es tut mir weh zu sehen, dass Anstrengungen zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen nicht funktionieren.»
Die Zahlen zeigen, dass deutlich mehr Analysen gemacht wurden – und das ausgerechnet für die umstrittenen Vitamintests, die über die obligatorische Krankenpflegeversicherung abgerechnet werden können.
Was sagt das Bundesamt für Gesundheit zu all dem? Man beobachte die Kostenentwicklung sehr genau und würde bei ungerechtfertigten Erhöhungen reagieren. Eine Revision der Analyseliste sei im Gang.