Ophtalmologen: «Werbung von Betterview ist unseriös»

Die Augenarzt-Gesellschaft wehrt sich gegen das Nicht-Verbands-Mitglied Betterview. Die Augenlaser-Kette mache unseriöse Werbung.

, 16. Oktober 2024 um 06:42
image
Christoph Kniestedt, Augenarzt und Präsident der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG). | SRF
«Wenn natürlich Slogans wie ‹100 Prozent brillenfrei in 15 Minuten› die Runde machen, verharmlost das einen medizinischen Eingriff»: Das sagte Christoph Kniestedt, Augenarzt und Präsident der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG), gestern im «Kassensturz».

«Wirft schlechtes Licht auf den Berufsstand»

Er nahm in diesem Interview Stellung zur Werbung, welche die Augenlaser-Kette Betterview macht. Beim Augenlasern werde operiert, und das könne auch Komplikationen verursachen. «Eine 100-Prozent-Garantie» gibt es da nicht.»
Kniestedt äusserte sich auch in den CH-Medien kritisch: «Wir stehen absolut nicht hinter der Geschäftstaktik der Firma Betterview, allerdings sind die Firmeninhaber und die Ärzteschaft von Betterview nicht Mitglied in unserer Fachgesellschaft.» Für die SOG stossend sei besonders die Art und Weise, wie Betterview Werbung mache – mit Versprechen, die Betterview nicht einlösen könne. Diese würden generell «ein schlechtes Licht auf den Berufsstand werfen».

Anzeige wegen unlauterer Werbung

Die SOG habe im Mai wegen der «unlauteren Werbung» eine Beschwerde gegen Betterview bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürichs eingereicht.
In den letzten Monaten haben sich mehrere Patientinnen über die Behandlung bei Betterview beklagt. Bei einer Patientin wurde möglicherweise eine Entzündung nach der Augenlaserbehandlung übersehen.

Betterview weiss nichts davon

Eine andere fühlte sich mit ihren starken Schmerzen nach der so genannten Trans-PRK-Behandlung nicht ernst genommen. Noch vor einigen Monaten warb Betterview damit, es sei «nur ein Gerücht» sei, dass Augenlasern schmerzhaft sei.
Im «Kassensturz» nahm David Holenstein, Mitgründer und Geschäftsführer von Betterview Stellung zu den Vorwürfen: Von einer Anzeige wisse er nichts. Die Firma habe aber Kontakt gehabt mit der Augenarzt-Gesellschaft und die Werbung teilweise überarbeitet.

Trans-PRK nun doch schmerzhaft

So steht nun auf der Website: «Die Trans-PRK-Behandlung ist schmerzhaft, da das Epithel der Hornhaut erst nach etwa drei Tagen nachwächst.
Holenstein sagte ausserdem, dass die Firma unzufriedenen Kundinnen eine kostenlose Nachbehandlung anbiete. In seltenen Fällen werde man sich nicht einig, dann komme es zu einem Versicherungsfall und einer externen Beurteilung des Falls. Von 10'000 Behandlungen pro Jahr komme dies aber bloss bei 5 Behandlungen vor.

Zur Löschung animiert?

Holenstein bestritt auch den Vorwurf, dass Betterview bei schlechten Google-Rezensionen Kunden mit Rabatten und Blumen zur Löschung animiere. Die Firma habe aber bei einer Kundin, die unzufrieden war, aus Kulanz eine Rückerstattung gemacht und sich mit einem Blumenstrauss bei ihr entschuldigt.
Die bisher sehr gute Google-Bewertung von Betterview (4,9) sank in den letzten Tagen auf 4,8. Betterview wurde 2021 von Rouven Mayer und David Holenstein gegründet. Beide haben keine medizinische Ausbildung. Mittlerweile betreibt Betterview Filialen an zehn Standorten.
  • ärzte
  • Ophthalmologie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

In Deutschland droht der nächste Ärzte-Streik

60'000 Spitalärzte prüfen den Ausstand. Womit die Streikwelle in Europas Gesundheitswesen bald den nächsten Höhepunkt erreichen könnte.

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

image

Kein Geld und keine Zusammenarbeit mehr mit Tabakindustrie

Deutsche Ärzte wollen sich nicht mehr von Tabakherstellern beeinflussen lassen. Sie haben deshalb einen neuen Kodex vereinbart.

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Ehemaliger HUG-Chefarzt und Covid-Experte wechselt zu Privatspital

Jérôme Pugin wurde in Genf bekannt als Intensivmediziner und Symbolfigur im Kampf gegen Covid. Nun wird er medizinischer Direktor des Hôpital de La Tour.

Vom gleichen Autor

image

Schweizer Spitäler könnten bei der Nachsorge nachbessern

Ein Bericht zeigt: Im Vergleich mit anderen Ländern müssten sich Schweizer Spitäler nach dem Austritt noch mehr um ihre Patienten kümmern.

image

Neue Valens-Klinik-Direktoren in St. Gallen

Dana Zemp übernimmt die Leitung des Rehazentrums St. Gallen. Matthias Mayrhofer wird Direktor der Geriatrischen Klinik St. Gallen.

image

Direktor des Genfer La-Tour-Spitals tritt ab

Das Hôpital de la Tour erhält eine neue Geschäftsleitung. Olivier Schmitt wird CEO, Pierre-Antoine Binard der neue Finanzchef.