Palliative Care: Bitte bessere Infos über Kosten, Risiken, Nebenwirkungen

Die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Medizin hat eine neue «Top-Liste» mit fünf Empfehlungen veröffentlicht.

, 17. März 2024 um 23:14
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Symbolbild: Alexander Grey on Unsplash
Eine offene, verständliche Kommunikation über die Aussichten einer Krebsbehandlung bei fortgeschrittener Erkrankung: So lautet eine der Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin, die gemeinsam mit der Organisation Smarter Medicine publiziert wurde.
Demnach würden viele Patienten die Ziele der Krebsbehandlung nicht vollständig verstehen – sie gingen davon aus, dass die Behandlung kurativ sein könnte, obwohl sie in Wirklichkeit nur palliativ ausgerichtet sei. Häufig seien sich die Patienten auch nicht im Klaren über die Kosten, Risiken und potenziellen Nebenwirkungen der Behandlung.
Ebenso wird der frühzeitige Einbezug einer spezialisierten Palliativversorgung empfohlen. Studien zeigen, dass dies die Schmerz- und Symptomkontrolle verbessert, die Zufriedenheit der Angehörigen mit der Versorgung steigert und die Kosten senkt.
Auch wird von einer routinemässigen, künstlichen Ernährung bei unterernährten Patienten mit fortgeschrittener progressiver Krankheit oder Krebs abgeraten.

«Choosing Wisely» in der Palliativmedizin

Die neue Empfehlungsliste, März 2024
1. Keine Verzögerung der palliativmedizinischen Versorgung von Patienten mit lebensbedrohlichen (auch nicht onkologischen) Erkrankungen. Zahlreiche Studien – einschliesslich randomisierter Studien und Metaanalysen – belegen, dass der frühzeitige Einbezug einer spezialisierten Palliativversorgung die Schmerz- und Symptomkontrolle verbessert, die Zufriedenheit der Angehörigen mit der Versorgung steigert und die Kosten senkt. Palliativmedizin beschleunigt den Tod nicht und kann bei ausgewählten Bevölkerungsgruppen das Leben verlängern.
2. Keine Krebstherapie bei Patienten mit fortgeschrittener / metastasierter Erkrankung beginnen, ohne gemeinsam mit dem Patienten die Ziele / die funktionellen Vorteile der Behandlung zu definieren und die Unterstützung durch die Palliativmedizin zu berücksichtigen. Viele Patienten verstehen die Ziele der Krebsbehandlung nicht vollständig – sie gehen davon aus, dass die Behandlung kurativ sein könnte, obwohl sie in Wirklichkeit nur palliativ ausgerichtet ist. Sie sind sich häufig nicht im Klaren über die Kosten, Risiken und potenziellen Nebenwirkungen der Behandlung. Das Modell der «gleichzeitigen Behandlung», d.h. der Einsatz einer krankheitsspezifischen Behandlung zusammen mit der palliativen, wird in solchen Situationen dringend empfohlen.
3. Bei Patienten mit fortgeschrittener progressiver Krankheit oder Krebs, die unterernährt sind, nicht routinemässig eine künstliche Ernährung einführen. Patienten mit fortgeschrittener progressiver Erkrankung sollte erst dann Ernährungsmassnahmen (künstliche Ernährung) angeboten werden, wenn gemeinsam mit ihnen die Prognose der Krankheit, die zu erwartenden Vorteile in Bezug auf die Lebensqualität und das mögliche Überleben sowie auch die mit der Ernährungstherapie verbundene Belastung besprochen wurden. Für die meisten sterbenden Patienten ist es unwahrscheinlich, dass eine künstliche Ernährung von Vorteil ist.
4. Keine Bluttransfusionen auf der Grundlage willkürlicher Hämoglobin- oder Hämatokritgrenzwerte verabreichen, wenn keine Symptome vorliegen oder wenn bei früheren Transfusionen kein klinischer Nutzen erkennbar war. Die Indikationen für Bluttransfusionen hängen von der klinischen Beurteilung ab und richten sich auch nach der Ätiologie der Anämie. Kein Laborwert und kein physiologischer Parameter allein kann die Notwendigkeit einer Bluttransfusion vorhersagen. Bluttransfusionen sind bei stationären Hochrisikopatienten mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden.
5. Gespräche über Prognose, Wünsche, Werte und die Gestaltung des Lebensendes (einschliesslich des Advance Care Planning) bei Patienten mit fortgeschrittener Krankheit nicht hinauszögern. Die Vorausplanung betreffend die Gesundheit ist ein strukturierter Kommunikationsprozess, der die Wahl einer vertretungsberechtigten Person sowie die Festlegung und Kommunikation von Werten und Wünschen in Bezug auf die medizinische Versorgung umfasst. Dadurch wird eine Person darauf vorbereitet, situative medizinische Entscheidungen zu treffen, und die vertretungsberechtigte Person wird angeleitet, falls die betroffene Person ihre Entscheidungsfähigkeit verlieren sollte. Eine gesundheitliche Vorausplanung (Advance Care Planning) ist besonders für Patienten mit schweren, lebensbedrohlichen Krankheiten sowie für ihre Familien und medizinischen Betreuungspersonen wichtig.

Zum Thema:

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  • In einem US-Spital läuft ein heikler Test: Ein Künstliche-Intelligenz-Programm eruiert Patienten für Palliative Care.
  • Palliative Care
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