Warum Antoine Hubert die «Hirslanden-Vision» falsch findet

Der Gründer des Swiss Medical Network (SMN) spricht über den ineffizienten Alleingang des Luzerner Kantonsspitals (Luks), über Hirslanden und was er als Gesundheitsminister ändern würde.

, 17. Oktober 2019 um 06:53
image
Für Antoine Hubert gibt es bei den Kooperationen zwischen den Spitälern noch ausreichend Spielraum für Verbesserungen. Die Branche müsse generell an der Effizienz arbeiten, wie der Delegierte des Verwaltungsrates und Gründer von Swiss Medical Network (SMN) in einem Interview in der «Handelszeitung» (Print) sagt.
Als ineffizientes Beispiel erwähnt Hubert die neue Software Epic am Luzerner Kantonsspital, die ihm zufolge für 60 Millionen Franken «helvetisiert» wurde. «Unglaublich», meint der 53-Jährige. «Eine Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wäre effizienter gewesen.» Er erinnert dabei an die Kantonalbanken, die sich einst für Investitionen in die IT-Branche zusammenschlossen.
Der starke Mann hinter der Westschweizer Privatklinikgruppe findet weiter, dass es in der Schweiz nur zwei Unispitäler benötige. Es sei wie mit der ETH: Wenn wir 26 ETH hätten, so Hubert, wäre die Qualität auch nicht dieselbe. «ETH haben wir nur zwei, es gibt einen gesunden Wettbewerb, beide sind Weltklasse.»

Fast keine Synergien für eine Spitalgruppe

Hubert spricht im Interview mit der HZ auch über die Konkurrenz. Die Idee der südafrikanischen Hirslanden-Mutter Mediclinic, eine internationale Gruppe zu gründen, hält er für grundsätzlich falsch. 
Aus seiner Sicht mache eine internationale Gruppe keinen Sinn, denn es gebe so gut wie keine Synergien zwischen den Ländern aufgrund nationaler Regulierungen.
Was man ihm zufolge aber machen könne, ist, die Gesundheitsimmobilien in einer Gruppe zu bündeln. Denn ein Spital sehe in jedem Land fast gleich aus. Das hat beispielsweise der US-Immobilieninvestor Medical Properties Trust (MPT) gemacht, der bei Swiss Medical Network (SMN) eine Beteiligung erworben hat.

«Das geht einfach nicht»

Antoine Hubert gibt darüber hinaus klare Antworten auf die hypothetische Frage, wenn er Bundesrat wäre. Er würde er als Erstes die Governance für Kantonsspitäler ändern. «Es darf keinen politischen Einfluss mehr auf sie geben», sagte er. Man müsste es so machen wie vor 25 Jahren mit den Kantonalbanken, erklärt der Miteigentümer der Gruppe Aevis Victoria im Interview.
Die Spitäler, so Hubert weiter, müssten unabhängig werden – mit einem kompetenten Verwaltungsrat und einer klaren Aktiengesellschaftsstruktur. «Auch sollten sie die Freiheit haben, in andere Kantone zu gehen, mit anderen Spitälern zu kooperieren oder zu fusionieren». Heute sei der Kanton Betreiber und Gesetzgeber. «Das geht einfach nicht», findet Hubert. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.