Schwangere Frauen gehören in der Schweiz zur Covid-19-Risikogruppe. Bis anhin sah die Impfstrategie des Bundes vor, dass besonders gefährdete Personen als allererstes geimpft werden sollen – mit Ausnahme von Schwangeren. Jetzt hat der Bund seine Meinung geändert, wie der Radiosender
DRS 3 heute Morgen berichtet: Schwangere Frauen mit Vorerkrankungen (s. Box) sollen sich nun doch gegen das Coronavirus impfen lassen können.
SGGG zu Covid-19 und Schwangerschaft
Wie der
Patientinnen-Information der gynécologie suisse SGGG (Stand: 12.8.2020) zu entnehmen ist, scheinen die Krankheitsverläufe bei schwangeren Frauen, die an Covid-19 erkrankt sind, grösser zu sein als bei nicht Schwangeren. Es könne bei einer schweren Infektion vorkommen, dass die Geburt (möglicherweise auch eine Frühgeburt) von den Ärzten eingeleitet werde müsse, um eine Atmung der Mutter zu verbessern und die Gesundheit des Neugeborenen sicherzustellen.
Bei Ungeborenen seien bisher keine auf das Virus zurückzuführende Fehlbildungen beobachtet worden. In seltenen Fällen könne die Plazenta vom Virus infiziert und geschädigt werden, sodass das Wachstum des Ungeborenen vor der Geburt verlangsamt werde, ist dem Informationsblatt weiter zu entnehmen.
Studien zu Nebenwirkungen im Frühling?
Ob die Impfung bei Schwangeren Sicherheit bringt, steht derzeit in den Sternen. Denn wie Daniel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik am Berner Inselspital, gegenüber Radio DRS 3 sagt, liegen derzeit noch keine Ergebnisse von klinischen Studien zur Impfung von Schwangeren und möglichen Nebenwirkungen vor. Man hoffe auf Erfahrungen aus dem Ausland bis im Frühling. Das BAG und die Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe haben sich deshalb darauf geeinigt, dass auch bei den vorbelasteten Fällen zuerst die Vor- und Nachteile der Impfung abgewägt werden müssen.
Derzeit gilt: Keine Impfungen im ersten Drittel der Schwangerschaft. Sollten die Daten keine Hinweise auf unerwünschte Nebenwirkungen zeigen, sei es sogar möglich, dass alle Schwangeren die Wahl hätten, sich impfen lassen zu können, so Surbek.
Gemeldete Nebenwirkungen mit tödlichem Verlauf
Bis zum 21. Januar sind bei Swissmedic insgesamt 42 Meldungen über vermutete unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) in Zusammenhang mit den ersten Covid-19 Impfungen in der Schweiz eingegangen. Die Mehrzahl der Meldungen ist gemäss
BAG nicht schwerwiegend (26, 62 %) und bezieht sich auf leichte Reaktionen, die aus den
klinischen Studien bereits bekannt sind. 16 Meldungen (38 %) wurden als schwerwiegend eingestuft und fünf Meldungen standen in Zusammenhang mit einem tödlichen Verlauf, ist dem Communiqué zu entnehmen.
Die betroffenen Patienten in diesen fünf Fällen seien zwischen 84 und 92 Jahre alt gewesen und seien nach jetzigem Kenntnisstand an Erkrankungen verstorben, die in diesem Lebensalter gehäuft vorkommen.
In der Schweiz wurden laut BAG bis zum 21. Januar beinahe 170’000 Personen vorwiegend mit einer ersten Dosis gegen Covid-19 geimpft.
Impfkriterien für Schwangere
Schwangere Frauen gehören laut BAG nebst älteren Menschen und solchen, mit Vorerkrankungen zu den besonders gefährdeten Personen. Bei den Vorerkrankungen handelt es sich um:
- Bluthochdruck
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Diabetes
- Chronische Atemwegserkrankungen
- Krebs
- Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen
- Adipositas Grad III (morbid, BMI ≥ 40 kg/m2)
Covid-19 bei Schwangerschaft und Geburt
Auszug aus dem Expertenbrief SGGG gynécologie suisse (Stand 5.08.2020):
Auf der Grundlage vorläufiger Studienergebnisse aus China (1, 2), Italien (3) und den Vereinigten Staaten (4) wurde festgestellt, dass schwangere Frauen im Vergleich zur Normalbevölkerung, oder zu nicht schwangeren Frauen, «keinem erhöhten Risiko bezüglich des Infektionserwerbs oder eines schweren Krankheitsverlaufs von COVID-19» ausgesetzt sind.
Neuste Studien an grösseren Patientinnenkollektiven stellen diese ursprünglichen Annahmen jedoch in Frage, insbesondere für das 3. Trimenon der Schwangerschaft. Zu den Auswirkungen der Infektion im 1. und 2. Trimester liegen noch keine hinreichenden Daten vor. Laut dem US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) und weiteren Studien könnten bei schwangeren Frauen das Risiko eines schweren COVID-19-Krankheitsverlaufs, einer Aufnahme in die Intensivstation sowie die Gefahr einer Frühgeburt erhöht sein. Auf fetaler Ebene besteht die Möglichkeit von Plazentaläsionen und vertikaler Übertragung.
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