Die mit Prämiengeldern finanzierten Gesundheitsleistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung sind
im Jahr 2018 um 0.3 Prozent gesunken. Erstmals seit Einführung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG).
Gleichzeitig stiegen die Prämien um 3.6 Prozent. Der Grund: Die Kostenprognose für 2018 lag deutlich zu hoch. Wie schon für das Vorjahr. Die Prämienmitteilung des Bundes hatte prognostiziert, dass die Standardprämie für 2018 wegen wachsender Gesundheitskosten
um vier Prozent steigen müsse.
«Ärzteschaft hat einen wesentliche Beitrag geleistet»
Immer mehr Behandlungen erfolgen auch ambulant. Damit sanken die Bruttokosten des stationären Bereichs um 2.8 Prozent. Auch die Bruttokosten der ambulanten Ärzte sanken ebenfalls - um 0.7 Prozent. «Die Ärzteschaft hat also einen wesentlichen Beitrag zu dieser Kostendämpfung geleistet», schreibt FMH-Präsident Jürg Schlup
im jüngsten Editorial der «Schweizerischen Ärztezeitung». Das könnte durchaus auch anerkannt werden.
Denn es wäre zu kurz gegriffen, so Schlup weiter, den Kostenrückgang deshalb auf den Tarifeingriff des Bundesrates zurückzuführen. Bereits 2017 – also vor seinem Eingriff – stiegen die Leistungskosten mit zwei Prozent deutlich unterdurchschnittlich.
Globalziel von 2,7 Prozent erfüllt
Damit folgten die Leistungskosten einem langfristigen Trend in Richtung Kostendämpfung. In den ersten zehn Jahren nach Einführung des KVG betrug der durchschnittliche Zuwachs der Leistungskosten pro Versicherten noch 4.6 Prozent. Für die Jahre 2008 bis 2018 weist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nur noch eine durchschnittliche Steigerung von 2.7 Prozent aus.
So unterbietet laut FMH-Präsident Jürg Schlup das Kostenwachstum der letzten zehn Jahre bereits heute die vom Bundesrat ab 2021 angestrebte «verbindlich vorgegeben Wachstumsrate von 3.3 Prozent. Mehr noch: Das Kostenwachstum erfülle sogar sein erst «für die zweite Fünfjahresperiode»
ab 2026 vorgesehenes «Globalziel von 2.7 Prozent».Nur so lassen sich Prämiensteigerungen einbringen
Jürg Schlup verweist auch auf den Umstand, dass «Bad News» mehr Aufmerksamkeit erhalten, was auch genutzt werde. Doch wie könnten Krankenversicherer ihre politischen Forderungen besser einbringen als mit der Androhung erheblicher Prämiensteigerungen, fragt Schlup. Oder wie liesse sich umfangreiche staatliche Regulierung und Budgetierung einfordern, wenn nicht mit der Ansage einer «Kostenexplosion»? Und wie könnte man besser für eine «Kostenbremse» mobilisieren als mit einem angeblich bevorstehenden «finanziellen» Kollaps» des Gesundheitswesens?
Natürlich dürften Verbesserungen nicht den Blick auf das verstellen, was es weiter zu verbessern gilt, wie Jürg Schlup anerkennt. Lösungen verlangten jedoch differenzierte Betrachtungen. «Wer sich der Bevölkerung als Retter präsentieren möchte, wer mehr politische Einflussnahme sucht, muss hingegen Bedrohliches betonen, vor dem er uns schützen kann.» Positives über Kostendämpfung nütze solchen Interessen nicht – dafür umso mehr den Prämienzahlern.