Die virtuelle Pflegerin erhält eine Kapitalspritze

Ein Avatar namens Molly soll bei der Nach- und Langzeit-Betreuung von Patienten helfen. Dank frischem Kapital in Höhe von 8 Millionen Dollar steht nun die grosse Lancierung bevor.

, 26. Juni 2015 um 12:00
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Die Firma heisst Sense.ly, sitzt in Kalifornien und hat eine virtual nurse entwickelt, also eine virtuelle Pflegefachfrau. Diese soll speziell für die Nachbetreuung und bei chronisch Kranken eingesetzt werden. 
Sense.ly war 2015 aufgefallen, weil mehrere bekannte Unternehmen 2,2 Millionen Dollar in die Technologie investierten. Jetzt ist der Firma eine weitere Kapitalrunde gelungen: Sie konnte weitere 8 Millionen Dollar sammeln. Zu den Investoren gehört auch die renommierte Mayo Clinic.
Mit dem Geld erschliesst Sense.ly neue Märkte – denn «Molly», so der Name der virtuellen Pflegerin, soll am Ende weltweit wirken und in zahllosen Sprachen ihre Patienten betreuen. Sie beherrscht neben Englisch auch Spanisch, Mandarin und Deutsch; allerdings wird das noch nicht vermarktet.

Digital, aber mit weissem Kittel

Ursprünglich war das Unternehmen ein Ableger von Orange, dem Mobilfunkanbieter aus Frankreich, und zu den Kunden zählen das britische NHS-System, die amerikanische Spitalkette Dudley oder Novartis.
Worum geht es? Langzeitpatienten – beispielsweise Diabetiker oder Menschen mit Bluthochdruck und kardiovaskulären Problemen – erhalten über Sense.ly ein Programm aufs Mobilgerät. Dieses dient dazu, die Empfänger aus der Ferne zu betreuen und zu überwachen und doch Nähe zu schaffen.
Durchgeführt wird die Fernbetreuung von einer freundlichen Computer-Figur namens Molly, welche die Patienten über das Gerät anspricht – angezogen mit weissem Kittel. In der Zwischenzeit haben weitere virtuelle Pflegefachpersonen - Männer, Frauen, hell- und dunkelhäutige - das virtuelle Team um Molly ergänzt. 

«Zeit für Ihre Medikamente!»

Beispielsweise stellt Molly Fragen, die vom betreuenden Arzt vorgegeben wurden. Oder sie erinnert autonom daran, dass jetzt Zeit sei für eine Pille. Auch übermittelt sie Vitaldaten ans Spital. Und notfalls gleist sie eine Telemedizin-Konferenz mit der zuständigen Fachperson auf.
Zu den frühesten Förderern von Sense.ly gehörte Novartis. Der Basler Pharmakonzern hatte die Avatar-Firma bereits 2013 in sein Startup-Förderungsprogramm aufgenommen.
Die ganze Sache wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas weltfremd. Zwar verlangt die demographische Entwicklung neue Formen der Entlastung des Pflege- und Ärztepersonals. Aber funktioniert das wirklich mit einer Binärcode-Pflegerin, welche die Patienten via Bildschirm anspricht? 

Personalengpässe überbrücken

Adam Odessky, der CEO des Unternehmens, hat ein wichtiges Gegenargument: Er beschreibt Sense.ly einfach als zusätzliches Angebot. «Molly ist hier, um Lücken zu füllen, die vom klinischen Personal nicht abgedeckt werden können.» Die Firma versuche nicht, Ärzte und Pflegefachfrauen zu ersetzen, sondern Personalengpässe zu überbrücken.
Und weiter: «Ich glaube nicht, dass wir je das menschliche Band zwischen Doktoren und Patienten aufgeben werden. Aber Molly ordnet die Patienten nach Risiken ein, und sie dient den Fachleuten als Frühwarnsystem.»
Erste Tests hätten gezeigt, dass die Patienten gerne mit Molly kommunizierten und sogar mehr Informationen mit ihr teilten als mit dem Arzt oder der Pflegefachperson.
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Virtuelles Pflegeteam (sense.ly)


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