FMH: Junge Ärztinnen übernehmen

2017 ist der Frauenanteil in der Ärzteschaft weiter gestiegen. Die Männer sind immer noch in der Mehrheit, aber wohl nicht mehr lange: In den Altersklassen unter 40 gibt es heute mehr Ärztinnen als Ärzte.

, 3. April 2018 um 06:31
image
  • ärzte
  • fmh
  • ärztestatistik
  • arbeitswelt
2017 waren in der Schweiz 36'900 Ärztinnen und Ärzte berufstätig, 725 mehr als im Vorjahr. Mit 58 Prozent machen die Männer nach wie vor die Mehrheit der Ärzteschaft aus. Gegenüber dem Vorjahr haben aber die Ärztinnen mit einem Plus von 3,8 Prozent deutlicher zugelegt als die Ärzte, deren Zahl um 0,9 Prozent gestiegen ist. 
image
Anzahl Ärztinnen und Ärzte nach Jahr und Geschlecht (Quelle: FMH)

Junge Frauen in der ÜberzahlDank dem aufstrebenden jungen Personal steigt der Frauenanteil in der Ärzteschaft seit Jahren: Das Durchschnittsalter aller Ärztinnen und Ärzte beträgt 49,4 Jahre, wobei die Frauen im Schnitt 45,7 und die Männer 52,1 Jahre alt sind. Die Schwelle liegt liegt bei 40 Jahren: Ab dem 40 Lebensjahr sind mehr Männer als Frauen in Arztberufen tätig, in den Altersklassen unter 40 Jahren sind Frauen jedoch in der Mehrzahl.«Aufgrund der Frauenmehrheit unter den Studierenden ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren entsprechend der geschlechterspezifischen Altersstruktur wiederspiegeln wird», kommentiert die Ärztegesellschaft FMH die jüngste Ärztestatistik. Mit anderen Worten: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Frauen die Mehrheit der Ärzteschaft stellen. 

Beliebte Gruppenpraxen

Die FMH macht in einer Mitteilung auf eine weitere markante Verschiebung aufmerksam: Nur noch rund 54 Prozent der Ärztinnen und Ärzte des ambulanten Sektors sind in Einzelpraxen tätig, 8 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Im Gegenzug hat die Zahl der Gruppenpraxen zugenommen. Im Schnitt arbeiten 4,2 Ärzte in einer Gruppenpraxis. Frauen arbeiten etwas häufiger in Gruppenpraxen als Männer. Gut die Hälfte aller Mediziner sind einem Ärztenetzwerk angeschlossen. 
Die Gesamtzahl der Ärztinnen und Ärzte nimmt zwar zu, das heisst aber nicht, dass es auch mehr Vollzeitstellen gibt. Grund ist die um sich greifende Teilzeitarbeit. Im ambulanten Sektor beträgt das durchschnittliche Arbeitspensum 8,1 Halbtage pro Woche, im stationären Bereich 9,5 Halbtage. 

Frauen mit mehr Teilzeitarbeit

Das durchschnittliche Arbeitspensum der Frauen liegt mit 6,9 Halbtage (ambulant) und 8,8 Halbtage (stationär) pro Woche deutlich tiefer als das ihrer Kollegen mit 8,8 Halbtagen (ambulant) und 10,1 Halbtagen (stationär). Rechnet man die durchschnittlichen Arbeitspensen von 8,8 Halbtagen auf Vollzeitäquivalente hoch, ergeben sich 32'586 Vollzeitstellen für das Jahr 2017. 
Der Anteil der ausländischen Kollegen an der ganzen Ärzteschaft hat erneut zugenommen und liegt nun bei 34 Prozent. Mit 47 Prozent sind die Ausländer im stationären Sektor deutlich übervertreten. Die meisten stammen aus Deutschland (54 Prozent), Italien (8,6 Prozent), Frankreich (6,5 Prozent) und Österreich (6,1 Prozent). 

Ärztedichte nimmt zu

Im Jahr 2016 zählte die Schweiz 4,3 Ärzte pro 1'000 Einwohner - im Jahr 2000 waren es noch 3,5. Die höchste Ärztedichte wird in den Kantonen Basel-Stadt (10,1 Ärzte pro 1'000 Einwohner), Genf (6,5) und Zürich (5,3) gemessen, die tiefste in den Kantonen Uri (1,8), Appenzell Innerrhoden (1,9) und Obwalden (2,2).
Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz über dem Durchschnitt der OECD-Länder von 3,4 Ärzten, aber gleichauf mit Deutschland und Italien und tiefer als Österreich
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Next: Auch das Kantonsspital Winterthur übernimmt das Modell «42+4»

Die Arbeitszeit der Assistenzärzte wird über die nächsten vier Jahre schrittweise gesenkt. Der Wandel soll kostenneutral erfolgen.

image

Personalmangel: Die Lage entspannt sich ein bisschen

Erstmals seit Jahren registrieren die Personalberater von Adecco bei Gesundheits-Berufen eine Verschiebung: In letzter Zeit sank das Stellenangebot – und die Zahl der Stellensuchenden stieg.

image

Ein «Curriculum» für junge Hausärztinnen und Hausärzte

Das Spital Bülach hat eine Lösung gegen den Hausärztemangel: Es bildet Ärzte und Ärztinnen speziell fürs Zürcher Unterland aus.

image

Neuer Präsident der Gesellschaft für Dysphagie

Bartosz Bujan von der Klinik Lengg wird Nachfolger von Jörg E. Bohlender

image

Darum ist der Kanton Uri für junge Ärzte interessant

Lange war Uri bei der Ärztedichte das Schlusslicht. Heute zieht es immer mehr junge Ärzte in den Innerschweizer Kanton - dank verschiedenen Förderinitiativen.

image

ZURZACH Care führt Fachstrukturen ein – eine Innovation für Mitarbeitende und Patienten

Seit fast einem Jahr begleitet Denise Haller, Direktorin Pflege & Therapie, die Einführung von Fachstrukturen bei ZURZACH Care. Diese strukturellen Veränderungen haben nicht nur die Arbeitsweise der Rehakliniken nachhaltig beeinflusst, sondern das auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter gestärkt.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.