Die Generaldirektorin verlässt das Haus «in gegenseitigem Einvernehmen». Der Verwaltungsrat hinterfragt seine Zusammensetzung und sein Teamwork. Der Kontakt zwischen Spital-Leitung und kantonaler Gesundheitsdirektion wird überprüft: Dies ein paar Massnahmen, welche das Freiburger Spital HFR
am Mittwochabend bekanntgab.
Auslöser war eine Überprüfung der Führungsgremien, die der Verwaltungsrat im Sommer letzten Jahres lanciert hatte; mit der Aufgabe beauftragte er die Firma
Triaspect in Biel.
Deren Organisationsberater führten inzwischen 45 Gespräche mit Spitzenleuten aus Spitalmanagement, Ärzteschaft, Kader und Freiburger Gesundheitsdirektion, ferner prüften sie rund 100 Dokumente.
Viele Adressaten der Kritik
Das Spital hat nun die Resultate der Studie veröffentlicht – es ist ein ungewohnt offenes Papier. Kritisiert werden sowohl der Verwaltungsrat als auch die Generaldirektorin, das Finanzmanagement, ferner die Zusammenarbeit zwischen der Freiburger Kantonsspital-Gruppe und der kantonalen Direktion für Gesundheit und Soziales.
Als erste Sofortmassnahme wurde der Vertrag mit Generaldirektorin Claudia Käch aufgelöst; sie hatte das HFR seit Anfang 2014 geleitet, nachdem sie zuvor CEO des Spitals Zofingen und Mitglied der Geschäftsleitung des Kantonsspitals Aarau gewesen war. Interimistisch übernimmt Marc Devaud, Direktor für Informationssysteme und Projekte, die operative Leitung des Freiburger Spitals.
«Autoritärer Führungsstil»
Ein Auslöser für die Einsetzung von Triaspect waren
diverse Abgänge im Frühjahr und Sommer 2017 – etwa von Personalchef Gérald Brandt und insbesondere des Medizinischen Direktors Ivo Spicher.
Die Studie der Bieler Organisationsentwickler sichtet nun in der Tat Führungsschwächen ganz oben; viele Gesprächspartner hätten ein fehlendes Einvernehmen und einen Mangel an echtem Dialog beklagt: «Sie weisen auf eine sehr hohe Machtkonzentration bei der Generaldirektorin hin. Trotz ihrer anerkannten betriebswirtschaftlichen Kompetenzen wird sie von den meisten Personen für ihren dominanten und autoritären Führungsstil kritisiert. Auch ihre Art, das HFR vornehmlich durch bilaterale Sitzungen und ohne Einbezug der Direktionsratsmitglieder zu führen, trifft auf breites Unverständnis.»
Und so sei Claudia Käch «nur noch von einer Minderheit des Direktionsrates und einer noch geringeren Minderheit der Chefärzte unterstützt» worden.
Die Zahlen wurden glaubwürdiger
In einem weiteren Schritt berief der Verwaltungsrat eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des HFR und der Gesundheitsdirektion, «um ein Einvernehmen zu finden über die zu liefernden Daten und Zahlen und die Art, wie sie beschafft werden». Geleitet wird die Gruppe vom Verwaltungsrat Philippe Müller, dem ehemaligen Finanzdirektor des CHUV.
Ein Schwachpunkt, den die Analyse offenlegt, liegt offenbar auch bei den Finanzdaten: Viele Gesprächspartner hätten die Fähigkeit der Finanzdirektion HFR bezweifelt, «korrekte und genaue Zahlen zu liefern, auch wenn die Mehrheit dieser Personen anerkennt, dass die gelieferten Zahlen glaubwürdiger geworden sind.»
«Schwerfällig und komplex»
Aber auch die Kritik am Verwaltungsrat selbst erscheint recht drastisch: Das Gremium werde als «schwerfällig und komplex» beschrieben, so die Studie; ferner sei es «oft von Interessen und regionalpolitischen Überlegungen geprägt». Auch gebe es sensible Themen, die unausgesprochen sind beziehungsweise nur teilweise behandelt wurden.
Der Verwaltungsrat werde sich denn auch «umgehend» mit seiner eigenen Zusammensetzung befassen, teilte das HFR am Mittwochabend mit. Und er werde prüfen, wie Entscheidungswege effizienter gestaltet werden können.
Man sei sich bewusst, dass auch die Vision und die Strategie des HFR nun geklärt werden müssten, «verbunden mit einer klaren Kommunikation», so die Mitteilung aus Freiburg.
Und weiter: «Darüber hinaus ist bei den befragten Personen eine hohe emotionale Verbundenheit mit dem HFR festzustellen, teils aber auch begleitet von einem Gefühl der Ohnmacht.»
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