Wer unter gesundheitlichen Problemen leidet, hat als Unternehmer oder Unternehmerin einen klaren Nachteil. Einerseits finanziell erfolgreich zu sein, aber auch um nichtmonetäre Ziele wie Wohlbefinden mit dem eigenen Unternehmen zu steigern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie vom Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen der Universität St. Gallen (HSG).
Der Effekt, dass körperliche und psychische Gesundheit einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg habe, trete bei Unternehmern und Unternehmerinnen ohne Angestellte und solchen mit niedrigerem Ausbildungsniveau besonders stark zutage. Bei Letzteren sogar dermassen, dass der Faktor Gesundheit die fehlende höhere Bildung hinsichtlich Erfolgschancen kompensiert,
wie die Studienautorinnen feststellen. Psyche hat bei Männern einen grösseren Einfluss
Die Analyse zeigt auch: Die psychische Gesundheit bei Unternehmern schlägt sich stärker in finanziellem Erfolg nieder als bei Unternehmerinnen. Eine mögliche Erklärung für diesen Geschlechterunterschied finde sich in der biologischen Forschung, erklärt KMU-Professorin Isabella Hatak von der Universität St. Gallen.
Die Hormone, die für Reproduktionserfolg verantwortlich seien, führten bei Frauen zu ausgeprägter sozialer Kognition und Einfühlungsvermögen. Diese Eigenschaften wären für den unternehmerischen Erfolg wichtig. «Gleichzeitig tragen aber genau diese Hormone auch dazu bei, dass Frauen wesentlich öfter unter mentalen Krankheiten wie Depressionen leiden, was sich wiederum negativ auf den Unternehmenserfolg auswirkt.» So komme es zu einem zero-sum game im Hinblick auf die finanzielle Erfolgswirkung der psychischen Gesundheit von Unternehmerinnen.
Hatak I. und Haibo Z. «Health as Human Capital in Entrepreneurship: Individual, Extension, and Substitution Effects on Entrepreneurial Success», in «Entrepreneurship Theory and Practice». August 2019. Auch in die Gesundheit des Ehepartners investieren
Doch nicht nur der Gesundheitszustand des Unternehmers oder der Unternehmerin selber ist ein Erfolgsfaktor, wie die Wissenschaftler weiter feststellen. Auch die Gesundheit des Ehepartners habe einen signifikanten Einfluss: Gehe es diesem körperlich gut, so steigert dies direkt den finanziellen Unternehmenserfolg. Sei der Ehepartner zusätzlich noch psychisch wohlauf, so mache dies den Unternehmer oder die Unternehmerin auch zufriedener mit dem eigenen (geschäftlichen) Leben.
Für ihre Studie haben die beiden Autorinnen Isabella Hatak und Haibo Zhou über 5'600 Unternehmerhaushalte über die Jahre 2002 bis 2015 basierend auf repräsentativen Daten des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung analysiert. Für Unternehmer und Unternehmerinnen zeigen die Ergebnisse der Studie, dass es sich lohnt, in die eigene Gesundheit und auch die des Ehepartners zu investieren, so das Fazit der beiden Professorinnen.
Politik soll doch Gesundheitsförderung stärken
Aber auch die Politik könnte Konsequenzen aus den Ergebnissen ziehen, sagt Isabella Hatak. Denn unternehmerische Gesundheit ist «everyone’s business». Deren Stärkung trage nicht nur zu einer Senkung der Gesundheitsausgaben bei, sondern auch zu einer «nachhaltigen Realisierung der wirtschaftlichen Potenziale wie Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit durch Unternehmertum».
Auf nationaler Ebene wäre es laut den Studienautorinnen der Universität St. Gallen (HSG) daher wichtig, Massnahmen zur präventiven Gesundheitsförderung von Unternehmern und Unternehmerinnen – und deren Ehepartnern - zu fördern. Beispielsweise durch steuerliche Absetzbarkeit der Kosten für Fitness-, Meditations- oder Yogaprogramme.