Mediclinic, die südafrikanische Muttergesellschaft von Hirslanden, bezeichnet die Performance ihrer Schweizer Tochter im vergangenen Geschäftsjahr als «disappointing». Vor allem das herausfordernde Tarifumfeld vor dem Hintergrund der Tarifsenkungen (Tarmed), «ambulant vor stationär» und der veränderte Patientenmix haben sich laut einer Mitteilung belastend auf das Ergebnis ausgewirkt.
Insgesamt erzielte die Schweizer Privatklinikgruppe Hirslanden im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,7 Milliarden Franken. Dies ist ein Plus von zwei Prozent oder 43 Millionen Franken, wie die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/2019 (per Ende März 2019) zeigen.
Der Adjusted Ebitda schrumpfte um zehn Prozent auf 285 Millionen Franken. Für die Muttergesellschaft auch entscheidend: Unter dem Strich weist Mediclinic für Hirslanden einen operating loss von umgerechnet rund 156,5 Millionen Franken aus. Dafür ist der Free Cash Flow mit einem Plus von 73 Millionen Franken im Gegensatz zum Vorjahr positiv ausgefallen.
Marke ist Millionen weniger wert
Die wichtige Ebitda-Marge ist mit 16 Prozent wie erwartet immer noch überdurchschnittlich hoch. Letztes Jahr waren es noch 18.3 Prozent gewesen, in der Vorjahresperiode sogar 20 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2019/2020 rechnet das Mutterhaus mit einer Marge von rund 15 Prozent respektive rund 17 Prozent nach Anwendung einer neuen Rechnungslegungsregel.
Hirslanden ist das Herzstück von Mediclinic: Im Geschäftsjahr 2018/2019 betrug der Anteil der Privatklinikgruppe knapp 50 Prozent am Umsatz und am Ebitda-Ergebnis – Tendenz sinkend.
Ins Auge sticht vor allem der nicht liquiditätswirksame Abschreiber, den Mediclinic erneut mit Hirslanden einbüssen muss. Die Neubewertung (impairment) umfasst umgerechnet rund 307 Millionen Franken. Allein für die Marke Hirslanden (intangible assets) verfallen 70 Millionen Franken an Wert. Der Rest betrifft ausserplanmässige Abschreibungen bei den Immobilien oder der Infrastruktur.
Kosteneinsparungs-Initiativen greifen
Bereits letztes Jahr hatte die Schweizer Klinikkette eine markante Wertminderung hinnehmen müssen: Die Muttergesellschaft schrieb nach einem Impairment-Test satte 820 Millionen Franken für die 2007 erworbene Spitalgruppe ab.
Die erneute Wertberichtigung ist Ausdruck dafür, dass die Risiken im Zusammenhang mit Hirslanden in den Augen der südafrikanischen Eigentümer immer noch bestehen.
Hirslanden hat
bereits Massnahmen ergriffen, um die Leistung zu verbessern, wie Mediclinic-CEO Ronnie van der Merwe an der Pressekonferenz sagte. Er nannte laufende Kosteneinsparungen und eine Effizienz-Verbesserung. Die finanziellen Auswirkungen der Tarifsituation konnten in der zweiten Jahreshälfte gemildert werden, wie es heisst.
Weitere Massnahmen erforderlich
Im ersten Halbjahr wurden so 9 Millionen und im zweiten 12 Millionen Franken eingespart. Diese Initiativen zur Kostensenkung konzentrierten sich auf Lieferkosten, Mitarbeitereffizienz und allgemeine Verwaltungskosten. Ein wichtiger Punkt sei auch die laufende
Einkaufskooperation mit der deutschen Sana Klinik Einkauf (SKE), sagte CEO Ronnie van der Merwe.
Weitere mittelfristige Massnahmen umfassen laut dem südafrikanischen Klinikkonzern die Verbesserung der Leistungsdifferenzierung in verschiedenen Versicherungskategorien, Initiativen zur Anwerbung von Ärzten – und die Weiterentwicklung des Modells der ambulanten Leistungserbringung.
Neuer Hirslanden-CEO: Strategie schreitet planmässig voran
Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich: «Die Umsetzung unserer Strategie schreitet planmässig voran und wird unser Ergebnis auch mittelfristig stützen», sagt der neue Chef, der das Amt im Januar 2019 von Ole Wiesinger übernommen hat.
Der Redaktor (cm) hält weder direkt noch indirekt in irgendeiner Form eine Beteiligung (Kapital und Stimmrecht) an Mediclinic.