Vor rund einer Woche ging die Schlagzeile durch die Medien, dass das Zürcher Kinderspital eine steigende Anzahl von Suizidversuchen bei Kindern feststellt. In einem
Interview gegenüber der «NZZ» sagte Chefpsychologe Markus Landolt, dass man am Limit laufe.
Nun präsentiert ein Forscher-Team des Universitäts-Kinderspitals Zürich und der Universität Bern eine besorgniserregende Studie, an der 5823 deutschsprachige Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre aus der Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und Österreich teilnahmen. Sie fand während der ersten Pandemie-Welle zwischen April und Mai 2020 statt, als die Schulen und Kindergärten geschlossen waren. Das Ergebnis: Bis zu 43 Prozent der Befragten haben vermehrt psychische Probleme, die je nach Alter variieren.
Jugendliche leiden stark
Die Wissenschaftler zeigen in der Studie auf, dass sich Unterschiede in den verschiedenen Altersklassen zeigen: «Kinder im Vorschulalter (1 bis 6 Jahre) zeigten vor allem mehr trotziges und aggressives Verhalten, während Jugendliche (11 bis 19 Jahre) mehr unter Ängsten und Depressionen litten», ist dem Communiqué zu entnehmen.
Die Probleme von Jugendlichen seien mehr nach innen gerichtet und daher oft schwieriger zu erkennen. Besonders stark unter der Pandemie leiden würden Vorschulkinder und Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren, bei denen wichtige Zukunftsentscheidungen anstehen.
Gesundheit der Eltern ein wichtiger Faktor
Bei jüngeren Kindern füllten die Eltern den Fragebogen aus. Das Ergebnis bestätige, das bei den bis 10-Jährigen die psychische Gesundheit der Eltern der wichtigste Faktor für ihre eigenen Reaktionen sei. Die Art, wie die Eltern mit der Pandemie umgehen würden, wirke sich sehr stark auf das seelische Wohlbefinden ihrer Kinder aus.
Jugendliche hingegen orientieren sich stärker an Gleichaltrigen als an ihren Eltern. Der Tipp der Forscher: «Bei Jugendlichen erwiesen sich folgende Faktoren als guter Schutz vor dem Corona-Frust: Keine vorbestehenden psychischen Probleme, gute Fähigkeiten, die eigenen Emotionen zu regulieren und die Überzeugung, mit dem Stress der Coronakrise gut umgehen zu können.»
Der positive Effekt
Interessanterweise berichteten bis zu 16 Prozent der älteren Kinder und Jugendlichen auch von positiven Effekten der Pandemie. Die Forscher vermuten, dass diese Gruppe das Wegfallen des Schulbesuches und den vermehrten Kontakt mit der Familie als positiv erlebt hat.