Klinische Tests: Die allzu grossen Hoffnungen der Krebspatienten

In der Onkologie wecken klinische Studien bei den Probanden Erwartungen, die kaum erfüllt werden können. Selbst wenn die Patienten klar informiert werden, ändert sich gar nichts daran.

, 3. Oktober 2016 um 07:30
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Wer als Krebspatient an einer klinischen Studie teilnimmt, baut enorme Hoffnungen darauf auf. Selbst wenn die Ärzte die Patienten offen und realistisch informieren, liegen die Erwartungen deutlich über den Ergebnissen, die im besten Fall eintreffen können.
Das ergab eine Untersuchung von Patienten, die an Phase-1-Studien teilgenommen hatten. In diesen Frühphasen-Tests geht es ja normalerweise um Fragen der Sicherheit und um Nebenwirkungen, so dass die Dosierungen oft kleiner sind als voraussichtlich benötigt – zu klein, um effizient zu wirken. Die Wirksamkeit kommt normalerweise erst in Phase III in den Fokus.
Saoirse O. Dolly, Eleftheria Kalaitzaki, Martina Puglisi et. al: « A study of motivations and expectations of patients seen in phase 1 oncology clinics», in: «Cancer», Oktober 2016.
In Zahlen: Normalerweise ist bei Phase-1-Onkologika-Tests selbst im besten Fall nur bei 20 Prozent der Patienten eine Wirkung messbar.
In der Erhebung, die nun Rahmen des britischen NHS-Systems erarbeitet wurde und jetzt in «Cancer» veröffentlicht ist, erwarteten die Probanden aber ganz etwas anderes: Gut die Hälfte rechneten sehr ernsthaft damit, dass ihre Tumore im Gefolge des Tests kleiner würden.
Interessanterweise stieg die Quote nach einem klärenden Gespräch mit den Ärzten sogar noch leicht an. Und 14 Prozent erwarteten nach dem Gespräch, dass ihre Krebserkrankung nun geheilt würde.

Niemand könnte das ändern

Die Zahlen könnten nun natürlich ein Beispiel für Kommunikationsprobleme zwischen Ärzten und Patienten herangezogen werden. Doch man kann sie auch positiv deuten – so wie es etwa Paul Barr tat, der Leiter der Clinical Trials in der Krebsforschung der University of Rochster. Gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters» meinte er: «Viele Leute sagen nun, dass die Patienten uninformiert sind. Ich sage, dass viele Patienten ihre Hoffnung nicht verlieren wollen». Und weiter: «Selbst der beste Kommunikator der Welt könnte diese Quote nicht ändern.»
Und immerhin: Die Erfolgsquoten von Phase-1-Studien sei zwar sehr tief – aber sie liege doch auch nicht bei Null. 
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