Die Standardprämie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung klettert im nächsten Jahr um durchschnittlich 4,5 Prozent. Die Erhöhung schwankt ja nach Kanton, die Bandbreite liegt zwischen 3,5 und 7,3 Prozent. In sieben Kantonen steigt die Standardprämie um weniger als 4,0 Prozent an. Dies meldet das Bundesamt für Gesundheit.
Die durchschnittliche Erhöhung von 4,5 Prozent für das nächste Jahr gilt für die sogenannte Standardprämie – also die Grundversicherung einer erwachsenen Person mit 300 Franken Franchise und Unfalldeckung. Das Wachstum betrug im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 3,6 Prozent; seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes im Jahr 1996 kletterten die Prämien durchschnittlich um 4,6 Prozent.
Prämien für Kinder steigen im Durchschnitt um 6,6 Prozent; bei den jungen Erwachsenen zwischen 19 und 25 Jahren erhöhen sie sich um 5,4 Prozent. Das BAG erklärt die stärkere Erhöhung hier damit, dass die Prämien in den letzten Jahren die Kosten nicht mehr zu decken vermochten. Bei den Kindern liegt die Durchschnittsprämie nun bei 105,25 Franken (bei einer Franchise von 0 Franken und Unfalldeckung)..Bei den Erwachsenen wird der Durchschnittswert nun 447,30 Franken erreichen. Am höchsten liegen die Prämien hier weiterhin in Basel (567 Franken) und Genf (554 Franken). Die günstigsten Prämien bezahlen Erwachsene in den Landkantonen Appenzell Innerrhoden (347 Franken) und Nidwalden (360 Franken).Im Vorfeld waren teils höhere Prozentzahlen angesagt worden, der Vergleichsdienst
Bonus.ch hatte die Zahl von 6,5 genannt, der
Comparis-Experte Felix Schneuwly rechnete mit 6 Prozent, Santésuisse nannte eine Zahl von 4 bis 5 Prozent. Allerdings waren hier jeweils die Durchschnitts-Werte gemeint, während die BAG-Zahl von 4,5 Prozent eine Standardversicherung mit 300 Franken Franchise meint. Wie
Felix Schneuwly per Tweet kurzerhand vorrechnete, steigen die Prämien 2017 «im Schnitt über alle Modelle, Kantone, Altersgruppen & Franchisen um 5,8%, nicht bloss um 4,5%».Die üblichen VerdächtigenDas BAG erklärt den diesjährigen Anstieg – wenig überraschend – mit der demographischen Entwicklung, dem medizinisch-technischen Fortschritt sowie dem Mengenwachstum.Rund 80 Prozent der Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung fallen in vier Bereichen an, erinnert das Bundesamt: Behandlungen bei Ärztinnen und Ärzten mit eigener Praxis; Behandlungen im stationären Bereich; Behandlungen im spital-ambulanten Bereich; kassenpflichtige Arzneimittel.2 bis 3 Prozent alleine wegen der AlterungAlain Berset, der zuständige Bundesrat, machte bei der Präsentation der Zahlen in Bern keinen Hehl aus der Lage: Es sei klar, dass die Kosten weiter steigen werden. Alleine der demographische Effekt – die Alterung der Bevölkerung – mache zwei bis drei Prämienprozente pro Jahr aus. Hinzu kommen die Fortschritte in der Medizin.Die Bevölkerung könne selber ein Auge auf die Kosten haben, so Berset im Gespräch mit
«20 Minuten»: Etwa, indem sie ärztliche Behandlungen mit Mass nutzt und die Rechnungen kontrolliert. «Aber primär sind die Akteure gefordert: Bund, Kantone, Versicherer, Ärzte, Leistungserbringer.»