Kritik an Doppelanstellung von USZ-CEO Zünd

Kritiker werfen dem Universitätsspital Intransparenz vor. Dieses sieht aber kein Problem.

, 1. Oktober 2020 um 07:56
image
Doppelanstellungen von Chefärzten am Unispital Zürich (USZ) gaben und geben zu reden. Dass diese als Kaderärzte am USZ und als Professoren gleichzeitig an der Universität Zürich angestellt sind, sorgt potenziell für Interessenkonflikte. Immer mehr Stimmen fordern deshalb einen Modellwechsel. Die Person, die einen solchen einleiten und umsetzen müsste, ist USZ-CEO Gregor Zünd. Doch nun zeigt sich: Dieser hat selbst eine solche Doppelanstellung.

Zünd behielt Professorenstelle

Zünd hat eine Vollzeitanstellung als Direktionsvorsitzender des USZ, und gleichzeitig eine ausserordentlicher Professor ad personam der Universität Zürich - auch diese zu hundert Prozent. Dies berichtet der «Beobachter» in seiner aktuellsten Ausgabe. 
Zur Doppelanstellung kam es, weil Zünd bereits vor seiner Ernennung zum Spitaldirektor die Professorenstelle hatte. Letztere wird laut dem Artikel gemäss Lohnreglement mit einem Lohn zwischen 146'919 und 230'647 vergütet. Die Professorenstelle besteht aber nur auf dem Papier. Der Betrag zahlt das USZ denn jeweils auch Ende Jahr  an die Universität zurück. Wie viel Zünd am USZ verdient, ist unklar. Gegenüber dem «Beobachter» sagt das USZ einzig, das Zünd in der Summe einen für einen Spitaldirektoren üblichen Lohn erhalte.

Dezidierte Kritik an der Doppelanstellung

Dennoch wird das Arrangement von verschiedenen Seiten kritisiert. Kantonsrat Lorenz Schmid sagt dem «Beobachter» folgendes: «Mit der Zweitanstellung als Professor handelt sich Zünd einen Interessenkonflikt ein. Er ist als CEO der Vorgesetzte von Chefärzten und gleichzeitig als Professor Kollege dieser Ärzte an der Medizinischen Fakultät der Universität.» Es sei unverständlich, dass der Spitalrat um Martin Waser das so abgesegnet hätten.
Unterstützung erhält Schmid von Annina Hess-Cablazar, der Präsidentin der Akademie Menschenmedizin. Sie fragt, wie Zünd als CEO mit den «fragwürdigen Entschädigungspraktiken von Klinikdirektoren» aufräumen solle, «wenn er selbst nach einem intransparenten Lohnmodell entschädigt» werde.

USZ sieht kein Problem

Das USZ sieht in der Doppelanstellung Zünds laut «Beobachter» Vorteile. Dadurch würden die Interessen der beiden Institutionen in den Bereichen Forschung und Lehre optimal gewahrt. Zudem habe Zünd so Mitglied der Medizinischen Fakultät bleiben können. Einen Interessenkonflikt gebe es nicht - auch sei das Ganze nicht intransparent.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Luzerner Hirslanden-Klinik holt sich einen Chefarzt aus Langenthal

Oliver Schmidt wechselt an die Klinik für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie Zentralschweiz.

image

Zürich: Ehemalige Kantonsärztin wird Chefärztin

Christiane Meier übernimmt im Februar die Leitung des Bereichs Public Health der Städtischen Gesundheitsdienste.

image

Nachwuchsforscherinnen ausgezeichnet

Benedetta Coppe und Hang Thi Thuy Gander-Bui von der Universität Bern erhielten den Dr. Lutz und Dr. Celia Zwillenberg Preis.

image

Unispital Basel holt Immobilien-Manager von der Insel Gruppe

Bruno Jung, der Gesamtprojektleiter des neuen Inselspitals, wechselt als Leiter Immobilien nach Basel.

image

Neuer Präsident für die Schulthess-Stiftung

Präsidentenwechsel im Hause der Orthopädie-Klinik: Peter E. Bodmer übernimmt von Franz von Meyenburg

image

LUKS: Höhere Lohnsumme in Luzern – aber nicht in Stans

Auch bei der Zentralschweizer Kantonsspital-Gruppe fällt die Lohnrunde dieses Jahr schmal aus.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.