Ein Bub, der wegen einer Hodenfehlstellung in Behandlung war, brachte es an den Tag: Ein Arzt aus dem österreichischen Salzkammergut soll in seiner Praxis seit rund 20 Jahren Dutzende von jungen Patienten sexuell missbraucht haben.
Einer der betroffenen Minderjährigen musste sich laut Protokoll die Hose ausziehen, danach habe der Arzt dem damals 13-Jährigen gezeigt, wie das Onanieren gehe.
Der 55-jähriger Urologe bezeichnete den Missbrauch als Untersuchung
Schon im Januar berichteten die «Oberösterreicher Nachrichten», dass sich der angeklagte 55-jährige Urologe jahrelang unentdeckt während seiner Untersuchungen an Minderjährigen vergangen habe und deshalb in Untersuchungshaft sei.
Die weniger schweren Fälle habe der Mann inzwischen gestanden. Die schweren Missbrauchsvorwürfe bestreitet er aber laut der zuständigen Staatsanwältin. Die Untersuchungen im Anal- und Genitalbereich seiner jungen Patienten seien medizinisch indiziert gewesen, sagte der Verdächtige aus. Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb ein ärztliches Gutachten in Auftrag gegeben.
Untersuchungen waren wissenschaftlich nicht fundiert
Dieses kam zum Schluss, dass keine medizinische Indikation für diese Art von Untersuchungen vorliege und die Untersuchungen auch nicht wissenschaftlich fundiert gewesen seien. Die Eltern der betroffenen Buben haben offenbar nie etwas von den seltsamen Untersuchungsmethoden des Urologen mitbekommen.
Im Fall des 13-Jährigen, durch dessen Aussagen der Arzt aufflog, fand das ärztliche Aufklärungsgespräch noch gemeinsam mit der Mutter statt. Bei den folgenden Untersuchungen war die Frau aber nicht dabei.
Folgeschäden bei den Opfern?
Die Ermittlungen haben sich mittlerweile stark ausgeweitet: Bereits sind 95 mögliche Opfer bekannt. Ein Gutachten hat bestätigt, dass der Arzt zurechnungsfähig ist. Ein weiteres Gutachten darüber, ob vier der Opfer eventuell schwere Folgeschäden davontragen könnten, steht noch aus. Der Beschuldigte ist immer noch in Untersuchungshaft.