Die Orthopäden fluchen am heftigsten

Nun ja – vielleicht ist diese kleine Studie über das Fluch-Verhalten bei Operationen nicht sehr repräsentativ. Aber die Ergebnisse wirken durchaus glaubwürdig.

, 6. Februar 2017 um 11:24
image
  • spital
  • orthopädie
Das Vorgehen tönt jedenfalls sehr seriös: Man nehme eine Auswahl von Operationen, aufgeteilt nach Fachbereichen, und erfasse das Problem statistisch, aufgeschlüsselt nach Stärke der Ausprägung.
Etwas unsauber ist in diesem Fall höchstens, dass die beteiligten Forscher sich nicht outen, weil sie vielleicht ein Problem mit den Probanden bekämen – handelt es sich doch um Nachwuchsmediziner, die Operateuren quasi über die Schulter schauten.

Mehr Punkte für Four-Letter-Words

Jedenfalls: Auf dem Jungärzte-Forum «Faculty of Medicine» wurde eine Auswertung von 100 Plan-Eingriffen veröffentlicht – aufgeschlüsselt danach, wie oft der Chirurg fluchte und zu welchen Fluchwörtern er dabei griff. Die anonyme Beobachtung begann jeweils nach Einsetzen der Anästhesie. 
Dabei wurden die Schimpfwörter klassifiziert, nämlich in Übersinnliches («Gott!», «Zum Teufel!», 1 Punkt), Körperausscheidungen (2 Punkte) und das, was man auf Englisch Four Letter Words nennt («f***», «b***ard», 3 Punkte).
Ein vielleicht erstaunliches Ergebnis: Entgegen einem gängigen Vorurteil wurde doch recht selten geflucht. Im Schnitt kam es alle 51,4 Minuten zu einem verbalen Ausbruch. Dabei allerdings verteilten sich die Fluch-Punkte recht ungleichmässig:
  • Die Orthopädischen Chirurgen holten an einem durchschnittlichen 8-Stunden-Operationstag 16,5 Fluchpunkte. Und hier fiel alle 29 Minuten ein böses Wort.
  • Die Allgemeinchirurgen folgten mit 10,6 Punkten,
  • die Gynäkologen mit 10 Punkten, sowie, regelrecht abgeschlagen,
  • die Urologen mit 3,1 Punkten.
Damit nicht genug: Wer im Bereich HNO tätig war, blieb sogar unter der 3-Punkte-Marke, was bedeutet, dass den durchschnittlichen Operateuren hier pro Eingriff höchstens mal ein «Herrgott nochmal!» über die Lippen rutschte.

Eine Frage der Dauer

Bleibt die Frage, wie sich die Unterschiede erklären. Die Autoren deuten die hohe Quote der Gynäkologen mit einem kleinen Sample in diesem Fachgebiet – so dass ein Ausreisser hier das Bild verfälscht haben könnte. Ansonsten sehen sie Korrelationen zwischen der Dauer von Operationen und dem Einsatz verbaler Deutlichkeiten – die orthopädischen Eingriffe dauerten im Schnitt auch am Längsten.
Eine Vermutung, die sich angesichts dieser Rangierung allerdings auch aufdrängt: Je minimalinvasiver, desto ruhiger geht es zu im OP. Eigentlich einleuchtend.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

CHUV: Gericht schiebt IT-Beschaffung auf die lange Bank

Bevorzugen Schweizer Spitäler bei ihren Ausschreibungen für ein neues Klinikinformations-System den US-Anbieter Epic? Die Frage wird auch in der Romandie akut.

image

Unispitäler häuften 210 Millionen Franken Verlust an

«Wir sind hart vor der finanziellen Kante»: So der Befund von Werner Kübler, dem Direktor des Universitätsspitals Basel.

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

Spitalverbundsinterne Lösung: Nicole Ruhe wird CEO in Uznach und Wil

Die heutige CEO des Spitals Linth wird mit dem Zusammenschluss der St.Galler Spitalverbunde zu «HOCH Health Ostschweiz» eine Doppelfunktion übernehmen.

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.