«Santésuisse verbreitet Angst und Schrecken»

Der Ärzteverband FMH wartet seit Jahren auf konstruktive Beiträge von Santésuisse. Statt am neuen Ärztetarif Tardoc mitzuarbeiten, liefere der Krankenkassenverband nur Schreckensmeldungen.

, 15. Juli 2019 um 07:05
image
Bald könnte es zu einem gesundheitspolitischen Durchbruch kommen. Die grossen Krankenversicherer CSS, Helsana, Sanitas und KPT (Curufutura) sowie der Ärzteverband FMH arbeiten gemeinsam am neuen Ärztetarif. Sie haben am Freitag dem Bundesrat die neue Einzelleistungsstruktur zur Prüfung eingereicht.
Santésuisse hat sich bekanntlich nicht an der Ausarbeitung am neuen Modell Tardoc beteiligt. Der Krankenkassenverband möchte stattdessen auf ambulante Leistungspauschalen setzen. Für die Tarifpartner ist diese passive Haltung von Santésuisse aber ein grosses Ärgernis. Seit Jahren warten die Partner im Schweizer Gesundheitswesen auf konstruktive Beiträge von Santésuisse, schreibt etwa der Ärzteverband FMH.

Prämienanstieg von 30 Prozent?!

«Anstelle von konstruktiven Beiträgen am Verhandlungstisch liefert Santésuisse regelmässig Ankündigungen und unbelegte Schreckensmeldungen.» So behauptet der Krankenkassenverband jüngst in der Zeitung «Sonntagsblick», die Prämien würden um 30 Prozent ansteigen.
Diese Prognose zum Prämienanstieg um 30 Prozent entbehre jeglicher Grundlage und werde wohl so exakt sein, wie die Prämienankündigung für das Jahr 2019, schreibt die FMH weiter. Im Sommer 2018 behauptete Santésuisse, dass die Prämien für das Jahr 2019 um über 3 Prozent ansteigen würden. Eingetroffen seien 1,2 Prozent.

Santésuisse soll sich zusammenraufen

Die FMH lädt die Branchenorganisation weiterhin ein, konstruktiv an Lösungen für die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens mitzuarbeiten. Der Bundesrat sieht das ähnlich. Gesundheitsminister Alain Berset habe immer klar kommuniziert, dass es nach wie vor die Aufgabe der Tarifpartner sei, gemeinsam die gesamte Tarifstruktur zu revidieren, schrieb er Anfang Juli in einem Brief an Santésuisse, der Medinside vorliegt. 
«Deshalb habe er und auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Tarifpartner mehrmals mündlich und schriftlich dazu aufgefordert, gemeinsam Verhandlungen für eine Gesamtrevision unter Beteiligung aller Tarifpartner zu führen.» Auch aufgrund des im Tarifrecht verankerten Grundsatzes der Vertragsautonomie bestehe die Pflicht, Tarifverhandlungen aufzunehmen und durchzuführen, hielt Berset weiter fest. 

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Von einem System zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage»

Zweigen Spitäler und Praxen Rabatte für sich selber ab? Medienberichte stellten diesen Verdacht in den Raum. Nun antwortet der Spitalverband H+.

image

Notfallpauschalen: Politiker machen Druck auf Versicherer

Im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.

image

Rabatte und Teleradiologie: Spitäler in der Kritik

Gleich zwei grosse Medienhäuser machen Abrechnungs-Optimierungen von Spitälern zum grossen Thema. Vor allem Hirslanden gerät ins Visier.

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.