Spitäler investieren in neue Dialyseplätze

Immer mehr Spitäler entdecken das einträgliche Geschäft mit Blutwäschen. Jüngst eröffnete die Inselgruppe im Spital Aarberg ein neues Dialysezentrum mit acht Plätzen. Einen Ausbau der Dialysplätze plant auch das Universitätsspital Zürich.

, 30. Januar 2019 um 16:17
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Drei Mal pro Woche zur vierstündigen Blutwäsche: Dialyse im Spital Aarberg. Foto: Pascal Gugler, Insel Gruppe AG
Versagen die Nieren, brauchen die Betroffenen eine künstliche Blutwäsche, eine so genannte Dialyse. Eine Dialyse tut nicht weh, sie braucht aber viel Zeit und macht müde. Die meisten Patienten müssen etwa dreimal pro Woche für einen halben Tag in ein Dialysezentrum zur Behandlung.
Oft müssen diese Patienten einen weiten Weg ins nächste Zentrum zurücklegen. So mussten bisher Patienten aus dem Berner Seeland zur Blutwäsche jeweils nach Bern ans Inselspital fahren. Das ist seit kurzem nicht mehr nötig. Neu können die Patienten im Spital Aarberg ihr Blut reinigen lassen.

Acht neue Plätze

In der neuen Station gibt es acht Plätze in einem hellen Raum mit Aussicht. Für die Betreuung der Patienten in Aarberg sind Fachärzte und speziell geschultes Pflegepersonal aus dem Inselspital zuständig.
Zusammen mit den neuen Plätzen in Aarberg bietet die Inselgruppe nun 49 Dialyseplätze an, 33 davon im Inselspital in Bern, weitere 8 in Belp. Es gibt Wartelisten für die Stationen.

4400 Dialyse-Patienten – Tendenz steigend

In der Schweiz gibt es immer mehr Patienten, die eine regelmässige Dialyse benötigen. Das Schweizer Dialyseregister verzeichnete im Jahr 2015 rund 4500 Patienten mit chronischem Nierenversagen.
«Die Bevölkerung wird immer älter und die Therapien werden komplexer. Deshalb leiden auch mehr Patienten an chronischer Niereninsuffizienz und benötigen ein Nierenersatzverfahren», sagt Marco Bonani, Oberarzt an der Klinik für Nephrologie des Universitätsspitals Zürich (USZ), auf Anfrage von Medinside.

Universitätsspital Zürich baut aus

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage baut das USZ die Dialysekapazität aus. Derzeit stehen am USZ 13 Dialyseplätze zur Verfügung. Sie werden an sechs Tagen in zwei Schichten betrieben werden. Zusätzlich gibt es eine Abendschicht, welche besonders bei Arbeitstätigen beliebt ist. Pro Jahr werden am USZ ungefähr 8500 Hämodialysen durchgeführt.

Privatkliniken bieten ebenfalls Dialysen

Auch die Privatspitäler rüsten bei der Dialyse auf: In Seit Anfang Jahr gibt es in der Zürcher Hirslanden-Klinik Im Park am Dienstag und Donnerstag zusätzliche Abenddialysen bis 20.30 Uhr statt nur bis 18 Uhr. Hirslanden betreibt zudem in Aarau, in Bern und in Lausanne Dialysezentren.
Die zweite grosse Privatspitalgruppe, Swiss Medical Network (SMN), hat letztes Jahr in der Privatklinik Lindberg eine neue Dialysestation mit acht Betten eröffnet. Die Station ist an sechs Tagen pro Woche während zwölf Stunden in Betrieb. Weitere Dialysezentren hat SMN im Kanton Neuenburg, nämlich im Hôpital de la Providence und in der Clinique Montbrillant.

Einträgliches Geschäft

Dialysen sind ein einträglicher Bereich innerhalb der Spitalangebote, bestätigen Fachleute. Nicht nur die Patientenzahlen nehmen zu, die Dialyse bei eingeschränkter Nierenfunktion muss lebenslang weitergeführt werden.
Für deren Behandlung wurden 2015 in der Schweiz 296 Millionen Franken aufgewendet. Pro Patient sind das gut 65'000 Franken im Jahr. An den Dialysen verdienen nicht nur die Spitäler, sondern auch die Nephrologen (Nierenärzte) und die Geräteindustrie.

Heimdialysen kaum Konkurrenz zu Spitälern

Neben den Dialysezentren gibt es auch Heimdialysebehandlungen. Heimdialysen sind jedoch kaum eine Konkurrenz für die Spitäler, obwohl Patienten mit der Heimbehandlungen unabhängiger sind und die Krankenkassen damit viel Geld sparen würden. Bei der Erhebung 2015 führten nur 10 Prozent der in der Schweiz lebenden Dialysepatienten eine Heimdialyse durch.
Verantwortlich für diese tiefe Quote könnte laut Fachleuten sein, dass Ärzte zu wenig Werbung für die Bauchfelldialyse machen – entweder, weil sie selber mit der Bauchfelldialyse zu wenig vertraut sind oder weil die Zentren mehr verdienen an den Patienten, die sich vor Ort einer Hämodialyse unterziehen.
Die Patienten nehmen zuhause vor allem Peritonealdialysen, sogenannter «Bauchfelldialyse», vor. Seltener ist die Heim-Hämodialyse.

So funktioniert die Hämodialyse

Bevor die Hämodialyse durchgeführt werden kann, muss eine Dialysefistel gelegt werden. Die Dialysefistel ist eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene. Die Anlegung einer Fistel erfolgt in Lokalanästhesie, meist am Unterarm.
Ist die Dialysefistel einmal erstellt, muss für die Durchführung der Hämodialyse die Fistel nur noch punktiert werden. Das Blut wird über die Fistel an das Dialysegerät geleitet. Dort wird es gereinigt und anschliessend in den Körper zurückgeführt. Der ganze Vorgang dauert 4 bis 5 Stunden und muss in der Regel dreimal pro Woche wiederholt werden.
Oft sind Dialysepatienten auf einer Warteliste für eine Nierentransplantation. Dialysepatienten müssen meist die Trinkmenge und die Salzzufuhr einschränken und strikt auf eine phosphatarme Diät achten
Auffällig ist, dass die Männer mit einem Anteil von 64% an den Schweizer Dialysepatienten klar überwiegen. Der europäische Schnitt liegt bei ungefähr 60%. Es ist unklar, ob Frauen weniger chronischen Nierenschäden haben oder ob sie weniger schnell mit einem Dialyseverfahren beginnen.
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