In vielen Bereichen laufen ja bereits Versuche, den Milliardenerfolg des Taxi-Dienstes Uber nachzubauen. Auch im Gesundheitswesen gibt es solche Projekte.
Aber eben: Welche werden durchsetzen – auch bei uns? Bei welchen tut sich ein Blick in die Zukunft der Gesundheitsbranche auf – auch in der Schweiz?
Vielleicht bei diesem:
Pager. Es wurde von Oscar Salazar gegründet, einem der Gründer von Uber, und dieser hat inzwischen in zwei Finanzierungsrunden fast 20 Millionen Dollar eingesammelt. Jetzt ist in New York das Versuchsprogramm angelaufen.
Der Doktor kommt innert 2 Stunden
Wie funktioniert das? Eine Grundidee ist, dass der Doktor wieder auf Hausbesuch geht. Die Kunden – Patienten – laden sich die App von Pager herunter, und dann verspricht das Unternehmen, dass man im Krankheitsfall innerhalb von zwei Stunden von einem Arzt aufgesucht wird. Der Einstiegspreis liegt bei (fast verdächtig tiefen) 50 Dollar, danach kostet jeder Besuch 200 Dollar.
«Personal healthcare, anywhere», lautet das Motto. Denn ebenfalls im Angebot von Uber ist telemedizinische Beratung. Wer sich also mit einem Symptom meldet, begnügt sich womöglich erst einmal mit einer virtuellen Konsultation.
Konkurrenz für Permanence-Modelle
Überhaupt zeigt sich, dass Pager einfach ein situativ angepasstes medizinischen Grundangebot bieten will – fast im Stile des Detailhandels: Wer sich auf der Site informiert, erhält plötzlich ein Sonderangebot für einen günstigen Gesundheits-Check. In einem
Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» wollte Firmenchef Gaspard de Dreuzy sein Unternehmen denn auch weniger mit Uber verglichen haben, sondern lieber mit dem Online-Warenhaus Amazon.
Ein Angebot wie Pager dürfte vor allem bei harmloseren Fällen in der Grundversorgung bedeutsam werden. Insbesondere der Hausbesuch könnte für viele Patienten interessant sein – gerade bei einer neuen Generation, wo Zeitersparnis wichtiger ist als ein jahrelang eingespieltes Vertrauensverhältnis zum Hausarzt. Und auch für die Permanence-Modelle in den Städten könnte die Idee dereinst Konkurrenz bedeuten: Pager bedeuten eben auch einen Tag-und-Nacht-Ärztedienst.
Was sind die Vorteile für die Ärzte?
Für gewisse Ärzte wiederum könnte das Modell ebenfalls auf eine neue Art attraktiv sein: Wer will, kann flexibel als Teilzeitinternist tätig sein; man kann als Allgemeinpraktiker wirken, ohne auf eine eigene Arztpraxis oder eine Gruppenpraxis angewiesen zu sein; oder man kann als Praxis- beziehungsweise Spitalarzt zusätzliche Aufträge annehmen und zeitlich flexibel Einsätze in einem anderen Feld leisten. Denn grundsätzlich kann jeder approbierte Arzt via Pager Zugang zu Patienten erlangen.
Allerdings: Die Pager-Idee hilft wohl kaum jenen Regionen, in denen der Ärztemangel akut und akuter wird. Denn es ist offensichtlich, dass solch eine Idee nur in Ballungszentren funktionieren kann, wo sowohl viele Mediziner als auch viele Patienten auf relativ engem und gut erschlossenem Raum leben.
Aber das war ja schon bei Uber so.
Wie funktioniert Pager? Ein Beitrag des «Wall Street Journal»