Vorschlag des Insel-Chefs: Administrative Begleitung für die Ärzte

Holger Baumann ärgert sich über den Dokumentationswahn, der das Spitalpersonal allzu sehr vom Krankenbett abhält. Er hätte da einige Ideen.

, 10. März 2016 um 15:26
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«Wir müssen das Personal wieder zurück ans Krankenbett bringen, statt es zu besseren Administratoren zu machen»: Dies eine Forderung, die Holger Baumann in der aktuellen Ausgabe von «Die Zeit» stellt (Print).
Generalthema des Interviews in der grossen Wochenzeitung ist seine Rolle als deutscher Chef in der Schweiz – und in Sachen Dokumentationswahn, so der Geschäftsleitungs-Vorsitzende der Insel Gruppe, fühle er sich hier «glatt nach Deutschland zurückversetzt»: «Wir haben bis jetzt nicht verstanden, die Ärzte, aber auch das Pflegepersonal von nicht produktiven administrativen Tätigkeiten zu entlasten.»

«Noch besser: Man holt sie gleich ab»

Eine Idee von Baumann: Administrativ geschulte Leute könnten den Arzt auf seiner Visite begleiten und an seiner Stelle notieren und dokumentieren. «Damit die Leute, die wir für Hunderttausende von Franken zu Ärzten ausgebildet haben, vernünftiger eingesetzt werden. Es braucht aber auch clevere EDV-Lösungen und den Mut, nur das Wesentliche zu dokumentieren.»
Frische Ideen liefert der Insel-Chef auch sonst zu den Spital-Abläufen. Die Patientenaufnahme sei beispielsweise veraltet, hier müssten die Spitäler neue Dinge versuchen – etwa: «die Leute von daheim aus einchecken zu lassen, sie bereits am Empfang erwarten und begleiten, bis sie am Untersuchungsort angekommen sind. Oder noch besser: Man holt sie gleich daheim ab.»
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Holger Baumann in «Die Zeit», 10. März 2016
Baumann, der aus Hannover nach Bern gekommen war, widerspricht im «Zeit»-Interview der gängigen Vorstellung von den egalitäreren Krankenhäusern in der Schweiz. Gerade die Universitätsspitäler hätten auch hier ausgeprägtere Hierarchien. Das liege an den ganz unterschiedlichen Ausbildungsständen: «Hier der Uni-Absolvent, der noch mitten in der Facharzt-Ausbildung steht, da der Chefarzt. Einen Unterschied gibt es vielleicht: In der Schweiz geht man kollegialer miteinander um und zelebriert nicht, dass man der Chef ist.»
Einen Punkt hebt der Hannoveraner als besonders positiv im Schweizer Gesundheitswesen heraus: die Spitalfinanzierung. Hierzulande könne man zum Beispiel in kürzester Zeit ein neues Bettenhaus realisieren, von der Idee bis zum Einzug dürften etwa fünf Jahre verstreichen. «In Deutschland wäre das nicht möglich», so Baumann, denn: «Dort bauen die Spitäler nicht selbst, sondern die Landes- und kommunalen Einrichtungen tun das. Dass wir die Investitionen hier über die Entgelte selbst finanzieren, ist ein riesiger Vorteil. Da zeigt sich, dass die Schweiz in unserer Branche unternehmerischer ist.»
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