Warum Swiss Medical Network hier nicht zum Zug kommt

Die Regierung erteilt dem Verkauf des Flawiler Spitals an Swiss Medical Network (SMN) eine Absage. Für die St. Galler Gemeinde ist der Verkauf aber noch nicht vom Tisch.

, 24. Oktober 2019 um 04:00
image
  • spital flawil
  • swiss medical network
  • spital
  • st. gallen
Am Mittwoch hat die St. Galler Kantonsregierung die im Vorfeld viel diskutierte Spital-Strategie vorgestellt. Medinside berichtete. Die Vorgänge in St. Gallen sind für die ganze Schweiz richtungsweisend. Zumal in anderen Kantonen künftig ähnliche Schritte zu erwarten sind.
Für das Spital Flawil hatte die Privatspitalgruppe Swiss Medical Network (SMN) ihr Interesse kundgetan. Die Regierung hat ein Verkauf oder ein Weiterbetrieb mit privater Beteiligung zwar geprüft, sich schliesslich «aufgrund der Gesamtsicht» nun aber dagegen entschieden.

Nur in eine private Struktur verschoben

Begründet wird der Entscheid damit, dass ein Verkauf des Spitals Flawil neue Patientenströme auslöse. Dies hätte negative Konsequenzen für die anderen Spitalstandorte, wie die Regierung mitteilt. 
«Die Kapazitäten in der stationären Versorgung wären nicht nachhaltig bereinigt, sondern lediglich von einer öffentlichen in eine private Struktur verschoben worden». Das würde das gesamte Versorgungssystem negativ beeinflussen, insbesondere die angrenzenden Spitalverbunde. 
Die Spitalimmobilien in Flawil sind im Rahmen der neuen St. Galler Spital-Strategie stattdessen als Gesundheits- und Notfallzentrum vorstellbar und könnten gemeinsam mit der Baulandreserve zum Beispiel für Alterswohnungen genutzt werden, heisst es. 

Flawil lobt das Konzept der Privatklinik

Die Gemeinde Flawil drückt ihr Bedauern darüber aus, dass vorerst auf eine Zusammenarbeit mit privaten Anbietern verzichtet werde. Umso mehr, weil das SMN-Konzept den Gemeinderat überzeugt habe. «Es beinhaltet innovative Entwicklungsansätze und hätte für eine attraktive regionale Spitalversorgung in Zusammenarbeit mit dem Pflegeheim gesorgt.» 
Für den Gemeinderat sei das Thema eines Verkaufs an Private deshalb noch nicht ausdiskutiert, teilt die Gemeinde mit. Man werde sich nun in den nächsten Tagen eine Meinung bilden und die nötigen Massnahmen beschliessen. 

Was Swiss Medical Network dazu sagt

Die zweitgrösste Privatklinikgruppe hätten das Konzept gerne umgesetzt, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Und zwar in enger Zusammenarbeit mit den erwähnten Parteien und den niedergelassenen Ärzte der Region sowie dem Pflegeheim in Flawil. Die Klinikgruppe sei überzeugt, dass es insbesondere für die Patienten im Einzugsgebiet des Spitals einen grossen Mehrwert gebracht hätte.
«Allerdings sind wir nicht erstaunt und auch nicht enttäuscht», schreibt der Westschweizer Spitalkonzern weiter. Swiss Medical Network habe die konstruktive Zusammenarbeit sehr geschätzt und sei sehr dankbar, dass das Grobkonzept geprüft wurde. Man stehe dem Kanton und der Gemeinde gerne partnerschaftlich weiter zur Verfügung, um Lösungsansätze zu finden. «Unser Angebot fällt in dem Sinn nicht dahin.»

In Wattwil könnte ein Privatanbieter zum Zug kommen

Auch in Wattwil, wo ein Angebot im Bereich Akutgeriatrie und Sucht starten sollte, hat sich die Regierung gegen einen privater Klinikbetreiber ausgesprochen. Wie in Flawil, so die Verantwortlichen, hätte der Vorschlag der Gemeinde Wattwil zu einem Verlust an Patienten und damit zu einer Schwächung der anderen Spitalstandorte geführt.
Anders als in Flawil führe die Regierung hier aber mit einem namentlich nicht genannten privaten Anbieter zusätzliche Gespräche. Es werde geprüft, ob eine Zusammenarbeit im Bereich der Suchterkrankungen möglich sei.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.