Ein Zehntel wird weggeworfen
Untersucht wurden die 20 meistverkauften Krebsmittel in den USA mit Verkäufen von 18 Milliarden Dollar auf dem amerikanischen Markt. Nach Bachs Berechnungen werden davon zehn Prozent in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar weggeworfen. So viel zahlen US-Versicherer mithin für Krebsmedikamente, die gar nie eingesetzt werden.
Der Grund dafür ist, dass die Pharmakonzerne Infusionen in Fläschchen mit Einzeldosis (single dose vials) produzieren, die nicht auf durchschnittliche Behandlungen abgestimmt sind. Krebsmedikamente werden generell anhand der Körpergrösse und dem Körpergewicht dosiert. Ist eine Dosierung tiefer als der Inhalt des Fläschchens, wird der Rest in der Regel aus Sicherheitsgründen entsorgt.
Schaden bei Avastin: 285 Millionen Dollar
Zu den mit Abstand am meisten verwendeten - und verschwendeten - Krebsmitteln gehört laut den Verfassern das Roche-Krebsmittel
Avastin. Es ist seit 2004 in den USA zugelassen und mit jährlichen Verkäufen von 6,7 Milliarden Franken bekanntlich einer der Blockbuster des Schweizer Pharmakonzerns.
Pro Kilogramm Körpergewicht werden gemäss Studie 5 Milligramm bemessen; bei einem durchschnittlichen Körpergewicht pro Patient von 70 Kilogramm beträgt die durchschnittliche Dosierung demnach 350 Milligramm. Da Fläschchen nur in Grössen zu 100 und 400 Milligramm verfügbar sind, bleiben häufig 50 Milligramm übrig - wertvolle Wirkstoffe, die im Spitalabfall landen. Bach schätzt den Schaden für die Versicherer auf 285 Millionen Dollar.
Fläschchengrössen anpassen
Obschon die Studie auf Krebsmedikamente fokussiert, wird betont, dass sich die Diskrepanz zwischen Packungsgrösse und üblicher Dosierung nicht auf dieses Therapiegebiet beschränkt. Erwähnt werden speziell Asthmamittel.
Die Zahlen wurden für die USA erhoben, weil die Behörden im Gegensatz etwa zu westeuropäischen Ländern wenig Einfluss auf das Pricing von Medikamenten haben und Ärzte und Spitäler von überschüssigen Medikamenten offenbar stark profitieren. Inwieweit sich die Berechnungen auf Europa oder die Schweiz übertragen lassen, müsste untersucht werden.
Peter Bach fordert jedenfalls ein Ende der widersprüchlichen Regulierung in den USA, die es der Pharmaindustrie erlaube, durch die Produktion von unsinnigen Packungsgrössen ihre Gewinne hochzufahren. Er fordert auch die Pharmaproduzenten auf, die Volumen den Bedürfnissen anzupassen.
(Bild: Wikimedia Commons)