Santésuisse warnt: Schon eine Milliarde mehr

Die Krankenkassen müssen massiv höhere Rechnungen begleichen. Sie geben vor allem den ambulanten Behandlungen die Schuld.

, 31. Juli 2024 um 14:30
image
«Immer öfters rechnen Praxen sogenannt aufwändige Physiotherapie-Behandlungen ab», kritisiert Santésuisse. | Sincerely Media Unsplash
Ambulante Arztbehandlungen in Praxen und in Spitälern sorgen für einen kräftigen Kostenschub im Schweizer Gesundheitswesen: Bereits um 400 Millionen Franken höher als 2023 sind die Kosten, welche die Krankenkassen im ersten Halbjahr in diesem Bereich für ihre Versicherten übernehmen mussten.

Pflegende Angehörige kosten mehr

Dazu kommen Mehrkosten für die Spitex-Pflege, wie der Verband Santésuisse mitteilt. Diese entstünden vor allem, weil zunehmend auch Angehörige Pflegeleistungen verrechnen. Diese Mehrkosten würden nicht mit tieferen Pflegeheim-Kosten kompensiert, bedauert der Verband.
Auch für Medikamente und Laboranalysen musssten die Kassen mehr bezahlen. Nur bei den Spitälern fiel der Kostenanstieg moderat aus.

Breitseite gegen Physiotherapie

Ein Dorn im Auge ist den Krankenkassen die Physiotherapie. «Immer öfters rechnen Praxen sogenannt aufwändige Physiotherapie-Behandlungen ab, welche die Grundversicherung stärker belasten», kritisiert Santésuisse.
Der Verband rechnet vor: 2018 betrug der Anteil der aufwändigen Behandlungen an den gesamten physiotherapeutischen Kosten noch 23 Prozent – im Jahr 2023 waren es bereits 39 Prozent.
Vor allem bei Gruppenpraxen sei seit mehreren Jahren ein anhaltend hohes Wachstum zu beobachten. «Die anstehende Tarifreform muss genutzt werden, um dem starken Wachstum wirksam entgegenzutreten», findet Santésuisse.

Westschweiz viel teurer - Bern nur wenig

Insgesamt hat Santésuisse Mehrkosten von einer Milliarde Franken berechnet - nur für das erste Halbjahr 2024. Wie «20 Minuten» zeigt, ist die Situation je nach Kanton sehr unterschiedlich. In den Westschweizer Kantonen sind die Kosten stark gestiegen – am meisten im Kanton Jura, wo der Anstieg über 10 Prozent beträgt.
Nur gerade um 0,3 Prozent teurer geworden sind die Krankenkassenabrechnungen im Kanton Bern. Und im Kanton Nidwalden sind sie sogar um 1,5 Prozent gesunken.
  • versicherer
  • Santesuisse
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Nun gibt es Bussen für Kassen, die nicht sauber werben

Krankenkassen, die gegen die Vermittlungsregeln verstossen, werden künftig bestraft: Sie müssen bis zu 100'000 Franken zahlen.

image

Zusatzversicherungen: Was passiert mit den «exorbitanten» Gewinnen?

Verluste in der Grundversicherung, Gewinne in der Zusatzversicherung: Das ist die Lage der Kassen. Aber eine Verrechnung ist nicht erlaubt.

image

Physioswiss kündigt Tarifverträge

Mit der Kündigung ändert sich für Physiotherapeuten vorerst nichts.

image

Knall bei den Kassen: 13 Versicherer verlassen Santésuisse und Curafutura

Die grössten Krankenversicherer wollen mit einem neuen Verband eine gemeinsame Stimme schaffen.

image

Sparvorschlag des Tages: Die Triple-A-Franchise

Zwei Ökonomen der Uni Freiburg haben eine Idee, wie sich das Franchise-System buchstäblich umstürzen liesse. Zum Nutzen von Prämienzahlern und Patienten wie von Versicherern.

image

Krankenkassen bleiben nicht auf «rekordhohen Schulden» sitzen

Trotz Schlagzeilen über hohe Schulden bei den Krankenkassen: Die Versicherer merken wenig oder gar nichts.

Vom gleichen Autor

image

Ein Denkmal für alle, die Organe spenden

Obwohl im Kantonsspital Winterthur keine Organe eingepflanzt werden, hat das Spital nun ein Kunstwerk, das an die Spender erinnern soll.

image

Neue Kommunikations-Chefin für Swiss Medical Network

Magali Dauwalder übernimmt die Leitung der Unternehmenskommunikation und des Medienmanagements bei der Privatspital-Gruppe Swiss Medical Network.

image

Exit-Chefin will, dass Ärzte mehr über Sterbehilfe lernen

Marion Schafroth, die Präsidentin von Exit, fordert, dass Ärzte und Ärztinnen auch in Sterbehilfe ausgebildet werden. Die FMH findet: Das sind sie bereits.