SoH: Lohn des Spital-CEO wird zum Politikum

Lohnfortzahlungen und «Funktionszulagen» für den Ex-Chef der Kantonsspital-Gruppe – und das verdeckt? In Solothurn weckt das Empörung links und rechts.

, 25. Juni 2024 um 09:08
image
Ex-CEO und Präsident: Martin Häusermann und Kurt Fluri – hier abgebildet im SoH-Geschäftsbericht 2022.
«SoH-Sumpf endlich trockenlegen!», fordert die SVP. — «Selbstbedienungsladen SoH oder verdeckte Spielchen?», fragt die SP. Ob rechts oder links: Beide Parteien wettern mit deutlicher Sprache gegen Zahlungen, die der ehemalige Chef der Solothurner Kantonsspital-Gruppe erhält und erhielt.
Die Sache wird denn auch Thema in der nächsten Session des Kantonsrates: Gleich drei dringliche Interpellationen greifen das Thema auf.
Dies nachdem die «Solothurner Zeitung» in der vergangenen Woche enthüllt hatte, dass Martin Häusermann weiterhin Lohn bezieht, obwohl er im Januar verabschiedet wurde; und dass er in seiner Amtszeit regelmässig «Funktionszulagen» erhalten hatte, ohne dass dies weiter ausgewiesen worden war.
Kurt Fluri, der Verwaltungsratspräsident der Solothurner Spitäler SoH, erklärte die Lohnfortzahlung für Häusermann mit einem fortlaufenden Vertrag: Die Ablösung des scheidenden CEO bereits im Januar wurde nur möglich, weil es ungeplant schnell gelungen war, mit Franziska Berger eine geeignete Nachfolgerin zu finden. Hinzu kämen Ferienguthaben.

«Unzufriedenheit des Bodenpersonals»

Dennoch widerspricht Hardy Jäggi; der Co-Präsident der SP Solothurn meint: «In der kantonsrätlichen Sozial- und Gesundheitskommission wurde Martin Häusermann offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Warum wurde in dieser Sache nicht wahrheitsgetreu kommuniziert? Wenn sich ein sehr gut bezahlter CEO noch Funktionszulagen auszahlen lässt, stellt sich die Frage, ob die soH für Martin Häusermann ein Selbstbedienungsladen war und warum der Verwaltungsrat, trotz der schlechten Finanzen, so etwas zugelassen hat.»
Die SVP wiederum nimmt den Fall zum Anlass, allgemein Missstände bei den Solothurner Spitälern anzuprangern: «Es ist keineswegs so, dass dies die einzige Baustelle in der SoH wäre», schreibt die kantonale Volkspartei: «Beispiele gefällig? Unzufriedenheit des Bodenpersonals, teure Abgänge in den Chefetagen, höchste staatliche Chefarztlöhne in der Schweiz ohne unternehmerisches Risiko bei vollem GAV-Schutz, Investitionsruinen in Gebäude und Gerätschaften, Haftungsfälle noch und nöcher, ständige Einschüsse in Millionenhöhe durch den Steuerzahler usw. und so fort. Und mit jedem bezahlten Prämien- und Steuerfranken wird es immer schlimmer, nicht besser.»
Die SoH habe eindeutig ein Führungs- und kein Ressourcenproblem, so die SVP.
Damit kann die Partei auch Vorwürfe an die Gesundheitsdirektorin Susanne Schaffner richten; sie ist Mitglied der SP. Auf der anderen Seite ist Verwaltungsratspräsident Kurt Fluri ein altgedienter FDP-Politiker.
Eine der Interpellationen im Kantonsparlament richtet sich denn auch direkt gegen Fluri: Wie die «Solothurner Zeitung» meldet, fordert ein dringlicher Antrag, eingereicht von SVP-Kantonsrätin Stephanie Ritschard, die sofortige Absetzung von Kurt Fluri.
Was allerdings gar nicht in der Kompetenz des Parlaments liegt.

  • solothurner spitäler
  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

SoH: «Es lief alles korrekt», besagt ein erstes Gutachten

Bei der Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit CEO Martin Häusermann sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Kanton Solothurn kündigt aber weitere Untersuchungen an.

image

US-Software für das USZ? Debatte um eine Beschaffung

Vor dem Entscheid über ein neues Klinikinformationssystem beim Universitätsspital Zürich schalten sich Parlamentarier ein – aus allen Richtungen und mit einem klaren Wink.

image

Gewerkschaft ist «entsetzt» über Nullrunde in Aargauer Spitälern

«Keinerlei Bereitschaft für Wertschätzung der Mitarbeitenden»: So kritisiert die VPOD die Aargauer Kantonsspitäler.

image

Keine Lohnerhöhung in Aargauer Akutspitälern

Die Angestellten der beiden Kantonsspitäler in Baden und Aarau müssen auf eine Lohnerhöhung verzichten.

image

Arzt des Spitals Muri freigesprochen

Ein Patient starb nach einer Leberbiopsie. Der Arzt habe nicht fahrlässig gehandelt, urteilte das Gericht.

image

Service-Personal zu Pflege-Personal

Die Helios-Kliniken in Deutschland haben eine neue Idee gegen den Fachkräftemangel: Sie entlassen externe Service-Angestellte. Und bieten ihnen dann eine Pflege-Ausbildung an.

Vom gleichen Autor

image

Viva: Organisation zur nationalen Expansion

Mit der Dachorganisation «VIVA Health Suisse» wollen Swiss Medical Network und Visana das Versorgungskonzept landesweit ausrollen. An der Spitze: Lebrecht Gerber und Esthelle Le Gallic de Kerizouët.

image

Viktor 2024: Nennen Sie uns Ihre Favoriten

Helfen Sie mit, grossartige Leistungen im Schweizer Gesundheitswesen 2024 ins Rampenlicht zu bringen – und nominieren Sie gute Projekte oder starke Persönlichkeiten für den Preis der Branche.

image

Ihre Ideen sind gefragt: Wie spart man 300 Millionen pro Jahr?

Beim ersten «Runden Tisch» des Gesundheitswesens setzten die Akteure ein Sparziel, das ab 2026 gelten soll. Dazu soll auch die Bevölkerung kreativ beitragen.