Im Kanton Aargau ist die Zukunft des Spitals Zofingen das beherrschende gesundheitspolitische Thema dieser Tage. Dies, nachdem sich Angestellte des KSA-Tochterspitals letzte Woche an die Stadt und an regionale Volksvertreter wandten,
um ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen.
In der Folge recherchierte die
«Aargauer Zeitung» bei Politikern nach deren Haltung. Dabei sagte etwa SP-Grossrat Michael Wacker, dass eine Schliessung des Standorts Zofingen «überhaupt nicht infrage» komme; EVP-Grossrat Urs Plüss bekundete ebenfalls, dass er für Zofingen kämpfen wolle – aber: Angesichts der steigenden Gesundheitskosten müsse man sich die Aufgaben des Standorts schon genau anschauen. FDP-Grossrat und Arzt Tobias Hottiger forderte, dass das KSA «zeitnah und transparent» informiere.
Standort für Altersmedizin?
Derweil befand der Präsident der Gesundheitskommission im Kantonsparlament, Severin Lüscher (GP), dass Zofingen als Standort für die Gesundheitsversorgung in der Region nicht zwingend nötig sei. Auch um die Angestellten würde er sich bei einer Schliessung keine Sorgen machen, so Hausarzt Lüscher: In einer Branche mit so grossem Fachkräftemangel würde man rasch wieder eine Stelle finden.
Insofern könnte ein Umbau zum Standort für Altersmedizin oder chronische Leiden eine Option sein.
17'000 Notfälle im Jahr – wohin?
Dies wiederum provozierte einen Leserbrief von Spitalangestellten im
«Zofinger Tagblatt»: «Wir sind Mitarbeitende des Spitals Zofingen, momentan sehr in Angst um unseren Arbeitsplatz», so der Text.
Zum Einwand, dass der Standort nicht zwingend nötig sei, heisst es: «Aber kann Severin Lüscher uns sagen, wer die fast 4000 Operationen und die vielen Notfälle, circa 17’000 im Jahr, von Zofingen auffangen kann? Des Öfteren übernehmen wir im Spital Zofingen Notfälle des Kantonsspitals Aarau (KSA), weil das KSA die Notfälle nicht in der nötigen Frist abarbeiten kann, gerade am letzten Freitag, 19. Juli. Die Patienten sind jeweils sehr froh, dass sie bei uns so schnell operiert werden. Also sind wir doch, in unseren Augen, ein wichtiger Standort für die Bevölkerung in der Gesundheitsversorgung in der Region.»
Man könne auch nicht einfach einwenden, dass das Personal rasch wieder eine Stelle fände: «Zu bedenken gilt, dass viele Mitarbeitende in der Region verwurzelt sind und nicht weite Arbeitswege gehen möchten.» Auch sie, die Angestellten des Spitals Zofingen, «möchten ein gesundes, nachhaltiges und selbstbestimmtes Leben haben.»
Drohung mit dem Exodus
Der aktuelle Rummel sei jedenfalls belastend: «Viele gute Mitarbeitende machen sich Sorgen und schauen sich nach einem neuen Arbeitgeber um. Wir haben nur so schon Mühe, neue Mitarbeitende zu rekrutieren.»
Gegenüber
Radio SRF bestätigte der Pflegepersonal-Verband SBK, dass es derzeit viele Rückmeldungen gebe wegen der Sorgen um Zofingen. Ignatius Ounde, der Co-Präsident des SBK Aargau-Solothurn, fordert daher vom Verwaltungsrat des KSA eine schnelle und klare Kommunikation. Er äusserte ebenfalls die Befürchtung, dass dem Spital Zofingen nun viele Angestellte davonlaufen könnten.