Doch, es ist eine Gemeindeaufgabe, eine Arztpraxis einzurichten und zu lancieren: Zu diesem Schluss kommen zunehmend politische Behörden wie auch die Bevölkerung in Regionen, wo es knapp wird mit der Grundversorgung. Das neuste Beispiel ist Beringen im Kanton Schaffhausen. Dort bewilligte der Einwohnerrat 1,57 Millionen Franken, um ein Stockwerkeigentum zu erwerben – und dieses in eine Arztpraxis umzubauen.
Daraus soll nun eine Gemeinschaftspraxis entstehen. Der Arzt für den Start wurde bereits gefunden. Für den Umbau in eine Praxis mit fünf Behandlungszimmern und zusätzlichen medizinischen Angeboten budgetiert der Gemeinderat 400’000 bis 500’000 Franken, wovon der Arzt 35 Prozent und die Gemeinde 65 Prozent übernehmen wird. Dies berichten die
«Schaffhauser Nachrichten».
«Der Arzt beteiligt sich mit maximal 175 000 Franken an einem Ausbau eines Gebäudes, das ihm nicht gehört», sagte Gemeindepräsident Roger Paillard zum «Klettgauer Boten»: «Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass er sich langfristig in Beringen ansiedeln will.»
Bäcker und Arzt
Und als ein SVP-Vertreter im Einwohnerrat einwandte, dies sei doch eine Ungleichbehandlung gegenüber dem restlichen Gewerbe, attestierte Gemeindepräsident Paillard: «Bei einem Bäcker würden wir es wahrscheinlich nicht machen, wahrscheinlich hätten wir es vor 15 Jahren bei einem Arzt auch nicht gemacht, und wir wissen nicht, ob wir es in 15 Jahren wieder machen würden.» Aber zum jetzigen Zeitpunkt sei es der richtige Schritt.
Vor einem Jahr beschlossen bereits die
Gemeinden Erlen und Sulgen im Thurgau, dass sie gemeinsam eine Gruppenpraxis einrichten wollen und auf die Suche nach Ärzten gehen. Die entsprechenden Abstimmungen in beiden Gemeinden fielen im November 2023 klar aus – und so investieren sie nun 1,96 Millionen Franken, um oberhalb des Migros-Supermarkts in Sulgen eine Gruppenpraxis einzurichten. Jede Gemeinde trägt 980'000 Franken zum Bauprojekt bei. Dabei fliessen insgesamt 900'000 Franken in den Innenausbau sowie die Ausstattung der Praxis.
Einen Schritt weiter geht die
Gemeinde Saanen im Berner Oberland: Auch dort beschloss der Gemeinderat, die Räume des alten Spitals zu renovieren und für eine Gemeinschaftspraxis auszustatten. Zugleich engagierte man eine externe Firma, um gemeinsam eine Betriebsgesellschaft zu errichten, welche die (erhofften) Ärzten entlasten soll.
«Mit der Bereitstellung einer ausgestatteten Praxis und der Unterstützung im nicht medizinischen Bereich wird dem Fachpersonal der Einstieg im Saanenland wesentlich vereinfacht», schrieben die Verantwortlichen.
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