Zöliakie – klingt unschön und was ist das überhaupt? Angesichts der Tatsache, dass die Dunkelziffer der nicht diagnostizierten Zöliakie-Betroffenen sehr hoch ist, hat diese Frage wohl ihre Berechtigung.
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung längerfristig verursacht durch eine Unverträglichkeit von Gluten. Gluten wiederum ist ein Sammelbegriff für Proteine (Klebereiweisse), die in den Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Ur-Dinkel, Grünkern, Gerste, Roggen und Hafer enthalten sind.
Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch zahlreiche Symptome wie Erschöpfung, Blutarmut, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen. Das Problem: Wegen dieser oft nicht eindeutig zuzuordnenden Symptome dauert es meist lange, bis eine Zöliakie diagnostiziert wird.
Dass die Dunkelziffer der nicht diagnostizierten Zöliakie-Betroffenen sehr hoch ist, zeigt eine aktuelle norwegische Studie mit12'981 Erwachsene in Tromsø. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin
«Nature» publiziert.
Eine anschliessende glutenfreie Diät führte bei den Betroffenen zu einer signifikanten Verbesserung der allgemeinen gastrointestinalen Symptome, des Durchfalls und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, wobei sich die Bauchbeschwerden um 76 Prozent und das Energieniveau um 58 Prozent verbesserten.
Testen auch ohne Schmerzen
Die Studienautoren empfehlen, die Schwelle für Zöliakie-Tests in der klinischen Praxis niedrig anzusetzen; selbst wenn keine Bauchbeschwerden vorliegen. Der Grund: Die meisten erwachsenen Patienten betrachten ihre Symptome als Normalzustand und bleiben deshalb ohne Diagnose.
Auch die Zürcher Gastroenterologen und Vorstandsmitglieder der IG Zöliakie, Stephan Vavricka und Jonas Zeitz, weisen auf eine Vielzahl möglicher weiterer Symptome neben den «klassischen» Magen-Darm-Beschwerden hin und sprechen sich in einer Mitteilung an die Medien für niederschwellige Tests aus:
«Symptome wie Eisenmangel, Hautprobleme, Wachstumsretardierung bei Kindern oder neurologische Beschwerden können Symptome einer Zöliakie sein.»
Stephan Vavricka und Jonas Zeitz
Anders als bei Allergien oder Unverträglichkeiten handelt es sich bei Zöliakie um eine chronische Autoimmunerkrankung, die Schäden im Dünndarm verursache, geben Vavricka und Zeitz zu bedenken.
Spätfolgen vermeiden
Um Spätfolgen wie bösartige Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu vermeiden, sollten sich Zöliakie-Patienten nach der Diagnose strikt glutenfrei ernähren, so die Zürcher Spezialisten.
Denn bereits die Einnahme von kleinsten Mengen Gluten (täglich weniger als 100 Milligramm) hat eine Schädigung des Dünndarms zur Folge. Wer den Verdacht hat, dass möglicherweise Gluten der Auslöser für die Beschwerden sein könnten, sollte sich auf keinen Fall probehalber glutenfrei ernähren.
«Zu einer Diagnose gehört neben der Anamnese und einer Blutuntersuchung auf zöliakiespezifische Antikörper eine Gewebeentnahme aus dem Dünndarm. Und diese ist nur unter glutenhaltiger Ernährung aussagekräftig», erklären Vavricka und Zeitz.
Weitere Informationen zu Zöliakie gibt es
hier.