Viermal viel arbeiten und dann drei Tage frei: Dieses Modell wird momentan von allerlei Organisationen und Unternehmen getestet – weil die Angestellten es wünschen. Und weil man damit attraktiver wird auf dem Arbeitsmarkt.
Auch Gesundheitsbetriebe liebäugeln mit der 4-Tage-Woche. In Deutschland startete das Bethanien-Krankenhaus in Moers (zwischen Dortmund und Köln) im Sommer 2023 solch einen Test. Erst in der Palliativ-Station, dann im ganzen Haus konnte das Pflegepersonal auf Wunsch nur an 4 statt an 5 Tagen arbeiten – dafür 10 statt 8 Stunden.
In den
Ankündigungen dazu deuteten die Spitalmanager in Moers an, dass mit der neuen Flexibilität auch der Fachkräftemangel gelindert werden soll.
Das Problem: Recht schnell zeigte sich, dass die Idee besser war als die Realität. Viele testeten das Angebot und liessen es dann doch wieder bleiben. Bald meldeten die Beteiligten mehr Erschöpfung und Schwierigkeiten im Privatleben. Die Pilot- und Palliativstation ging bereits nach sechs Wochen zu den alten Dienstzeiten zurück – auf Wunsch des Teams, wie der stellvertretende Pflegedirektor Andre Filipiak Ende August 2023
im Fachorgan «Bibliomed Pflege» verriet.
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Doch das allgemeine Angebot im ganzen Haus blieb bestehen: Wer ein «10-Stünder» sein will, der kann es sein.
Nach einem halben Jahr, Mitte Dezember, beschrieb die
«Neue Ruhr Zeitung» die Lage erneut. Auch damals hatte der Beitrag einen positiven Unterton. «Der Freizeit-Effekt ist für viele ein Trigger», bekundete beispielsweise Angelika Linkner, die Pflegedirektorin des Spitals. Die Mitarbeitenden müssten zwar länger arbeiten, dafür weniger oft anfahren, und dies sei vor allem für Angestellte mit einem längeren Arbeitsweg von Vorteil. «Natürlich sind auch die geringeren Fahrkosten ein Benefit bei diesem Angebot», so Lindner damals in der
NRZ.Doch dann, neun Monate nach dem Start, ging ein TV-Team des WDR der 4-Tage-Woche in Moers erneut nach. Und es stiess definitiv auf viel Ernüchterung: «Am Anfang war die Stimmung euphorisch, doch nach einem Dreivierteljahr machen noch drei bis vier Prozent der Vollzeit-Pflegekräfte mit», so der Text.
Woran lag's? Offenbar steckt der Teufel auch hier im Detail. So schilderte eine Pflegefachfrau, dass der Haushalt nach diesen langen Arbeitstagen komplett liegen bleibt, mit der Folge, dass sie an den freien Tagen das erledigen muss, was sie zuvor ausserhalb der Acht-Stunden-Schicht getan hätte.
Pflegedirektorin Angelika Linkner nannte diverse Felder, die vom neuen Modell in Mitleidenschaft gezogen werden – der abendliche Zumba-Kurs, das allein gelassene Haustier, vernachlässige pflegebedürftige Angehörige.
Auch die erhofften zusätzlichen Bewerbungen blieben aus.
Dennoch: Das Spital bleibt bei seinem Angebot und lässt den Pflegeprofis die Wahl. Denn immerhin: Das Nebeneinander von 10-Stunden- und 8-Stunden-Beschäftigten habe sich gut eingespielt. Wenn sich die Schichten überlappen, ergänzt sich das eher, als dass es sich stört, so ein Pfleger im TV-Report: