Chirurg operiert im Alkoholrausch

Mit 2,3 Promille im Blut hat ein Deutscher Arzt einen Blinddarm operiert - und wurde dafür verurteilt.

, 25. Juni 2024 um 05:11
image
Ins Gefängnis muss der verurteilte Chirurg nicht. Er erhielt neun Monate Gefängnis auf Bewährung. Bild: KI generiert/Midjourney
Ein Arzt aus dem Deutschen Osnarbrück war ordentlich dicht, als er sich an den Blinddarm seiner Patientin machte. 2,29 Promille Alkohol wurden in seinem Blut gemessen. Dafür kassierte er neun Monate Gefängnis auf Bewährung.
Ereignet hatte sich der Vorfall im August 2022, als der Chirurg eine Notfalloperation am Blinddarm einer Patientin durchführte. Den OP-Schwestern und der Anästhesistin fielen sein auffälliges Verhalten und seine Koordinationsprobleme auf. Zudem verursachte der Chirurg durch einen Behandlungsfehler Verbrennungen am Darm der Patientin.
Daraufhin informierte das Team den Chefarzt der chirurgischen Abteilung, welcher den betrunkenen Chirurgen ablöste.
Eine angeordnete Blut- und Urinprobe ergab den Blutalkoholwert von knapp 2,3 Promille. Der Arzt wurde daraufhin, nach über 20-jähriger Tätigkeit am Spital, fristlos entlassen. Laut einer Sprecherin der Klinik waren zuvor keine Alkoholprobleme bei ihm bekannt, er galt als kompetenter und freundlicher Kollege.

Das passiert im Körper bei 2,0 bis 3 Promille:
Starke Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen können ebenso auftreten wie Verwirrtheit und Erbrechen. Das Reaktionsvermögen ist stark herabgesetzt, es kommt zu Gedächtnis- und Bewusstseinsstörungen.

Substanzmissbrauch bei Ärzten

Beim Substanzmissbrauch sind die Ärzte die führende Berufsgruppe unter den Akademikern. Das sagte der Suchtbeauftragte der Ärztekammer Berlin, Thomas Reuter gegenüber Onlineportal «Medscape». Gemäss Schätzungen leiden rund 8 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland an einer Abhängigkeitserkrankung. Damit läge der Anteil der erkrankten Mediziner dreimal so hoch wie in der Normalbevölkerung.
Die am meisten verbreitete Droge sei auch unter den Ärzten der Alkohol. In den letzten Jahren seien andere Suchtmittel hinzugetreten: Tilidin und andere Opioide, Tranquilizer wie Tavor, Propofol, weitere Schlaf- und Schmerzmittel, Morphium und Kokain.
  • Chirurgie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Man kann ein sehr guter Arzt werden mit etwas weniger Präsenzzeit»

Im Kanton Zürich suchen die Chirurgen generationenübergreifend nach Verbesserungen für den Nachwuchs. Daniel Frey und Federico Mazzola erläutern Ziele und Projekte (Teil 2).

image

ETH: Erste Tele-Operation auf 9300 km Distanz

Ein Team in Zürich operiert via einer magnetischen Magensonde ein lebendes Schwein in Hong Kong.

image

Anderer Patient, andere Infektion

Das Alter, der BMI und die Dauer der Operation beeinflussen die Zusammensetzung der Bakterien bei chirurgischen Wundinfektionen. Dies fanden Berner Mediziner heraus.

image

USZ-Herzmedizinerin gewinnt «Young Surgeons Award»

Lilly Burger Ilcheva wurde von der Gesellschaft für Herz- und Thorakale Gefässchirurgie für ihre Arbeit ausgezeichnet.

image

Chirurgie: Taskforce für bessere Arbeits-Bedingungen

Im Kanton Zürich spannen die Chirurgengesellschaft und der VSAO zusammen – quasi generationenübergreifend.

image

USB: Neue chirurgische Leiterin für Transoperationen

Personelle Veränderungen im Bereich «Innovations-Focus Geschlechtervarianz»: Barbara Mijuskovic verlässt das USB, Nadia Menzi übernimmt.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Aarau: Neuer Interims-CMO

Philipp Schütz übernimmt die neu geschaffene Stelle des Chief Medical Officers vorübergehend.

image

KSSG: Neue Leitung für Radiologie-Netzwerk

Sebastian Leschka und Fabian Dorner übernehmen die operative Führung des kantonalen Netzwerks Radiologie und Nuklearmedizin am Kantonsspital St. Gallen.

image

«Palli-GeMed» soll Genfer Palliativversorgung stärken

Die Universitätskliniken Genf und Genève Médecins starten mit «Palli-GeMed» eine Partnerschaft für bessere Palliativversorgung bei Notfällen.