Exit-Chefin will, dass Ärzte mehr über Sterbehilfe lernen

Marion Schafroth, die Präsidentin von Exit, fordert, dass Ärzte und Ärztinnen auch in Sterbehilfe ausgebildet werden. Die FMH findet: Das sind sie bereits.

, 28. August 2024 um 15:39
image
Marion Schafroth, die Präsidentin der Sterbehilfe-Organisation Exit. | PD
In einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen sprach Marion Schafroth Klartext: «Die Ärzteschaft muss besser über Sterbehilfe informiert sein.» Sie kritisierte, dass man im Studium nichts über Sterbehilfe lerne und dass die Ärzte bei diesem Thema unsicher seien.

«Sterbebegleitung ist bereits Teil der Ausbildung»

Medinside hat die Ärztegesellschaft FMH gefragt, ob das stimme. Die Präsidentin Yvonne Gilli widerspricht: «Die Begleitung sterbender Menschen ist Teil der Aus- und Weiterbildung.»
Ärztinnen und Ärzte hätten zudem sehr wohl Sicherheit im Umgang mit Sterben und Tod. Und zwar durch die verbindlichen Richtlinien, welche die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und die FMH gemeinsam erarbeitet haben.

Keine Arztpflicht

Aber Yvonne Gilli betont auch: «Suizidhilfe ist keine medizinische Handlung, welche vom Patienten eingefordert werden kann oder vom behandelnden Arzt angeboten werden muss.»
Marion Schafroths findet trotzdem: «Es muss selbstverständlicher werden für Ärzte, über die Alternativen am Lebensende zu reden. Auch über Sterbefasten, Therapieabbruch und -verzicht. All das sollte Pflichtteil des Medizinstudiums sein.»

«Genug kompetent im Umgang mit Sterben»

Yvonne Gilli will das den Institutionen überlassen, welche die Aus- und Weiterbildung anbieten. Diese seien sich bewusst, dass sie Ärztinnen und Ärzte befähigen müssen, Patienten in existenziellen Fragestellungen zu begleiten. «Dazu gehören auch Kompetenzen im Umgang mit Sterben und Tod», sagt Gilli.
Für Marion Schafroth wird aber trotzdem zu wenig getan. Sie fordert: «Es muss künftig normal werden, dass Ärzte in der Praxis oder im Spital einen assistierten Suizid unterstützen können - ohne Exit.»

Bei Bedarf weiterverweisen

Dazu sagt Yvonne Gilli: Suizidhilfe könne ein Teil der Betreuung sterbender Patienten und Patientinnen sein und sei auch ein Aspekt der palliativen Medizin. Aber sie betont, dass Suizidhilfe keine Arztpflicht sei.
Wichtig sei aber, dass Ärztinnen und Ärzte wüssten, an wen sich Patienten und Patientinnen wenden können bei Fragen zu assistiertem Suizid und zur palliativen Betreuung.
  • ärzte
  • sterbehilfe
  • exit
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

image

Kein Geld und keine Zusammenarbeit mehr mit Tabakindustrie

Deutsche Ärzte wollen sich nicht mehr von Tabakherstellern beeinflussen lassen. Sie haben deshalb einen neuen Kodex vereinbart.

image

Britischer Arzt wollte mit falscher Covid-Impfung morden

Ein Arzt ist zu mehr als 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wollte den Partner seiner Mutter mit einer Gift-Injektion umbringen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Ehemaliger HUG-Chefarzt und Covid-Experte wechselt zu Privatspital

Jérôme Pugin wurde in Genf bekannt als Intensivmediziner und Symbolfigur im Kampf gegen Covid. Nun wird er medizinischer Direktor des Hôpital de La Tour.

image

Bundesrat regelt das militärische Gesundheitswesen

Bisher fehlten in der Schweiz spezielle Regeln für das militärische Gesundheitswesen. Nun will der Bundesrat diese Lücke füllen.

Vom gleichen Autor

image

Schweizer Operationstisch-Hersteller sucht neuen Besitzer

Die einzige Schweizer Firma, die OP-Tische produziert, sucht einen neuen Besitzer. In Schweizer Spitälern sind 400 Schaerer-Tische in Betrieb.

image

Permance Tafers nun nochmals etwas länger geöffnet

Nochmals eine Stunde länger: Die einst stark eingeschränkten Öffnungszeiten in Tafers werden schrittweise wieder verlängert.

image

Akutpatienten kosten pro Tag 1000 Franken mehr als vor 13 Jahren

Nicht Reha- und auch nicht Psychiatriepatienten erhöhen die Spitalkosten. Sondern die Akutpatienten.