Gesundheits-Apps auf Rezept bislang ein Flop

Eine Bilanz der Krankenkassen in Deutschland nach zwei Jahren zeigt: Gesundheits-Apps stiften kaum Nutzen und sind zu teuer.

, 6. Januar 2023 um 09:52
image
Gesundheits-App sind «noch nicht in der Versorgung angekommen» | Luis Villasmil on Unsplash
Gesundheits-Apps zum Erkennen, Überwachen und zur Behandlungsunterstützung von Krankheiten haben sich in Deutschland bislang enttäuschend entwickelt. Die Digitalen Gesundheitsanwendungen seien vor mehr als zwei Jahren «mit viel Vorschusslorbeeren in die Versorgung gestartet, wurden den Erwartungen aber bisher nicht gerecht und stecken noch in den Kinderschuhen». Dies sagt Stefanie Stoff-Ahnis vom GKV-Spitzenverband der Krankenkassen im Gespräch mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (NOZ).
Die ernüchternde Bilanz des Verbandes: Seit dem Start der «App auf Rezept» am 1. September 2020 seien lediglich für 164'000 Patienten digitale Gesundheitsanwendungen beantragt und erstattet worden – bei stagnierender Tendenz. Die Gesundheits-App sei «noch nicht in der Versorgung angekommen», heisst es im GKV-Bericht, der der «NOZ» vorliegt.

Was Migräne- und Panik-App bringen

Als besonderer Flop wurde eine «Migräne-App» identifiziert, die für insgesamt 1,7 Millionen Euro 11'500-mal genutzt wurde. Nach 16 Monaten wurde die Anwendung aber wieder aus dem Verzeichnis gestrichen, weil «keine positiven Versorgungseffekte» sichtbar wurden.
Auch eine «Panik-App» gegen Angststörungen zeigte im ersten Erprobungsjahr keinen medizinischen Nutzen. Die Erprobungsphase wurde gleichwohl verlängert, was der Hersteller dafür nutzte, den Preis von 428 auf 620 Euro hochzusetzen, der von den Kassen erstattet werden muss. Im Schnitt kosteten die medizinischen Handy-Programme 500 Euro pro Quartal, heisst es im Bericht weiter.

«Durchaus grosses Potenzial vorhanden»

Von einem Scheitern der «Apps auf Rezept» will der GKV-Spitzenverband aber noch nicht sprechen. Man sehe weiterhin «durchaus grosses Potenzial» zum Erkennen und Überwachen von Krankheiten und Unterstützung der Behandlung, sagt Stoff-Ahnis der «NOZ» (Abo) weiter. Allerdings müsse der Gesetzgeber dem Preiswucher der Anbieter einen Riegel vorschieben und solle nur Apps mit nachgewiesenem Nutzen in den Katalog aufnehmen.
  • digital health
  • digitalisierung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

App – schnellere Erholung nach OP

Eine aktuelle Studie zeigt: Patienten erholen sich nach einer schweren Operation mithilfe einer Gesundheits-App deutlich schneller.

image

App verwandelt Smartphones in genaue Fiebermesser

Eine neue App liefert präzise Temperaturmessungen ohne zusätzliche Hardware. Die App nutzt versteckte Sensoren.

image

Deutschland stellt bald nur noch E-Rezepte aus

Ab 2024 müssen deutsche Ärzte Rezepte elektronisch ausstellen. Profitieren könnte davon auch eine Schweizer Versandapotheke.

image

KI: Ärzte brauchen Klarheit über die Haftung

Künstliche Intelligenz wird bereits heute in allen grösseren Schweizer Spitälern genutzt und fortlaufend ausgebaut. Das Potential ist riesig, was fehlt sind derzeit noch klare Rahmenbedingungen.

image

In Zukunft nur noch digitale Rezepte

Das Parlament hat entschieden, dass Rezepte für Arzneimittel in Zukunft nur noch elektronisch ausgestellt und digital verschickt werden sollen. Bis es allerdings soweit ist, müssen noch einige Hürden überwunden werden.

image

Rettung der Daten von Meineimpfungen.ch startet

Bis im Herbst soll unter Federführung des Kantons Aargau eine neue Plattform 300'000 Personen den Bezug ihrer Impfdaten ermöglichen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.