Heinz Locher zu Efas: «Eine der wichtigsten Reformen überhaupt»

Wenn der Gesundheitsökonom die Efas-Vorlage kritisiert, so heisst das nicht, dass er sie zur Ablehnung empfiehlt. Im Gegenteil.

, 5. Juli 2024 um 11:22
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«Die Berichterstattung ist der Etikettenschwindel»: Heinz Locher, hier in einem Interview in der SRF-Sendung «10 vor 10».
Heinz Locher nimmt kein Blatt vor den Mund. Das tut der 81-jährige eigentlich nie. Und so nannte der Berner Gesundheitskökonom die Vorlage über die einheitliche Finanzierung ambulant und stationär (Efas) einen «Etikettenschwindel».
In einem Interview mit Medinside kritisierte er den politischen Prozess: Es müssten zahlreiche Voraussetzungen erfüllt sein, damit das Gesetz im Januar 2027 in einem ersten Ausbauschritt nicht nur in Kraft treten, sondern die gewünschte Wirkung entfalten kann.
Sollten sich die Tarifpartner nicht einigen – was beileibe keine Seltenheit wäre –, so würde das Ganze verzögert, befürchtet Locher. Dass diese Einschätzung nicht aus der Luft gegriffen ist, beweist nur schon die Tatsache, dass der Kassenverband Santésuisse in dieser Woche an der Medienkonferenz der Efas-Befürworter durch Abwesenheit glänzte. Das stimmt nicht wirklich versöhnlich.

Lieber früh als in 7 Jahren

All das heisst aber nicht, dass Locher die Vorlage ablehnt und sich vor den Karren des VPOD – also der Efas-Gegner – spannen lässt. Gerade dieser Eindruck könnte entstehen, weil Locher die Vorlage kritisiert. So wurde er verschiedentlich angesprochen, weshalb er gegen Efas sei.
Wobei er eben nicht das Projekt an sich hinterfragt, sondern die Art und Weise der Umsetzung. «Nicht Efas ist ein Etikettenschwindel», präzisiert Locher, «sondern die Berichterstattung über Efas».
Zum Beispiel hat der Experte kein Verständnis dafür, dass das Gesetz erst in sieben Jahren in Kraft treten soll. «Ein Gesetz, das in sieben Jahren in Kraft tritt, ist weniger wert als ein Gesetz, das heute in Kraft tritt.»
«Efas ist für mich eine der wichtigsten Reformen nebst der Einführung der Spitalfinanzierung», sagt Locher – nämlich die Voraussetzung für eine Weiterentwicklung im Tarifbereich. «Das Zustandekommen von Efas ist ein wichtiger Meilenstein zur Entwicklung des Gesundheitswesens.»
Aber eben: Zuerst muss Efas überhaupt in Kraft treten. Am besten nicht erst in sieben Jahren.
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