Wie entsteht Impfskepsis bei Gesundheitsprofis? Dieser Frage ging nun eine weitere Studie nach: Ein Team von Epidemiologen und Public-Health-Experten aus Finnland und Italien erarbeiteten dazu eine Erhebung, bei der 1350 finnische Pflegefachleute sowie 580 Pflegende in Ausbildung (Nursing Students) befragt wurden. Mit der
«Vaccination Attitudes Examination»-Skala und einer Clusteranalyse wurden dabei vier verschiedene Profile festgemacht, welche die Einstellung zur Covid-19- und zur Influenza-Impfung spiegeln:
- Profil A = Pro Impfung und selbstbewusst: Diese Gruppe zeigte eine geringe Skepsis und eine hohe Impfakzeptanz. Dazu zählten 31,3 Prozent der Befragten.
- Profil B = Vorsichtig pro Impfung: Hier gab es moderate Bedenken, vor allem im Hinblick auf unbekannte Langzeitfolgen von Impfstoffen. Dies war mit einem Anteil von 39,5 Prozent die grösste Gruppe.
- Profil C = Skeptisch mit Misstrauen: Diese Probanden hatten deutliche Zweifel an der Sicherheit und am Nutzen von Impfungen. Anteil: 21 Prozent.
- Profil D = Stark impfskeptisch: Diese Gruppe bevorzugte natürliche Immunität und zeigte die höchste Skepsis gegenüber Impfungen. Es war mit 8,2 Prozent die kleinste Gruppe im Sample.
Insgesamt war die Impfquoten der Befragten sehr hoch: Über 90 Prozent der Studien-Teilnehmerinnen waren vollständig gegen Covid-19 geimpft, 87 Prozent erhielten jährlich die Influenza-Impfung. Dies liegt bekanntlich weit über den
Schweizer Werten, wo etwa ein Drittel des Pflegepersonals in den Spitälern die Grippeimpfung akzeptiert.
Bemerkenswert ist dabei, dass die 'Nursing Students' bei den impf-skeptischen Profilen klar häufiger vertreten waren waren. Die Autoren folgern daraus, dass Impfkampagnen, die sich ans medizinische Personal richten, in dieser Gruppe speziell ansetzen müssten.
Hatte das Pflegepersonal in Ausbildung jedoch praktische Erfahrungen im Covid-19-Bereich, so waren die Einstellung zur Impfung positiver.
Andererseits scheint es keine greifbare Rolle zu spielen, ob jemand eine Covid-19-Infektion durchstanden hatte: Hier ergab sich kein klares Muster hinsichtlich Impfskepsis oder -akzeptanz.
Ebenfalls keine eindeutigen Muster fanden die Forscher in Finnland zwischen der Social-Media-Nutzung und der Impf-Einstellung. Während frühere Studien gewisse Zusammenhänge festzumachen schienen, befinden die Autoren diesmal: «However, in this study, clear evidence of such a link was not found.»
Es fanden sich höchstens feine – nicht signifikante – Parallelen, etwa dass die Facebook-Nutzung bei den skeptischsten Probanden am höchsten war; bei Twitter war der Fall dann wieder umgekehrt: Wer die Musk-Plattform eher überdurchschnittlich nutzte, äusserte sich eher impf-freundlich.
Insgesamt zeigt sich also, dass künftige Impfkampagnen vor allem beim eher skeptischen Pflege-Nachwuchs ansetzen könnten. Massnahmen könnten gezielt auf die Bedenken dieser Gruppe eingehen und den Wert von Impfungen durch praktische Erfahrungen verdeutlichen.