Um einen Knochenbruch am Arm oder an der Hand behandeln zu können, ist in der Regel ein Bild des Knochens notwendig. Herkömmliche Röntgenaufnahmen haben allerdings die Nachteile, dass sie einerseits zeitaufwendig sind und andererseits Patientinnen und Patienten Röntgenstrahlen aussetzen. Mehr noch: Die Verletzung beim Röntgen in eine geeignete Position bringen zu müssen, kann vor allem bei Kindern und Jugendlichen erhebliche Schmerzern auslösen.
Nun zeigt eine neue Studie des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKKB) mit erstmals belastbaren Daten von über 400 Patienten im Alter zwischen eins und 18 Jahren:
Kinder und Jugendliche, bei denen ein Bruch am Arm oder an der Hand vermutet wird, müssen künftig nur noch dann geröntgt werden, sollten sie tatsächlich einen Bruch haben. Um dies herauszufinden, reicht eine rasche Ultraschalluntersuchung direkt auf der Notfallstation.
«Mit einer selbständig durchgeführten Ultraschalluntersuchung können Notfallärztinnen und -ärzte Frakturen der oberen Extremitäten ebenso zuverlässig diagnostizieren wie anhand einer Röntgenaufnahme», schreibt das UKKB in einer
Mitteilung an die Medien.
Die weiteren Vorteile eines Ultraschalls gemäss Studie sind:
- Die Patienten empfinden signifikant weniger Schmerzen als beim Röntgen; selbst dann, wenn die verletzte Stelle für die Untersuchung direkt berührt werden muss.
- Der Zeitgewinn ist im Falle einer nicht bestätigten Fraktur beachtlich: Die Erstellung der Röntgenbilder dauerte im Rahmen der Studie durchschnittlich 16 Minuten, während Ultraschalluntersuchungen im Mittel bloss knapp vier Minuten beanspruchten.
Reduktion um 80 Prozent
Von diesen Erkenntnissen sollen nun viele junge Patienten profitieren. «Auf unserer Notfallstation weist nur rund jeder zweite Verdachtsfall bei Arm- oder Handverletzungen tatsächlich einen Bruch auf», wird Oberarzt David Troxler, der die Studie gemeinsam mit Johannes Mayr geleitet hat, in der Medimitteilung zitiert.
Mit Ultraschalluntersuchungen direkt am Patientenbett auf der Notfallstation könne somit auf rund jede zweite bisher auf der Radiologie getätigte Röntgenaufnahme bei entsprechenden Verletzungen verzichtet werden.
Längerfristig schätzt David Troxler, dass Ultraschall bis zu 80 Prozent der heutigen Röntgenaufnahmen infolge eines Knochenbruchverdachts ersetzen kann. Für die derzeit oft sehr stark frequentierten Notfallstationen dürfte bereits die aktuell umgesetzte Massnahme eine spürbare Entlastung bringen.
Die Studie wurde von Kinderärzten am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKKB) durchgeführt und in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift MDPI publiziert. Die Umsetzung ist im Gange
Das Konzept Ultraschall vor Röntgen hat bereits in den vergangenen Jahren zunehmend Beachtung gefunden. Bislang fehlte allerdings der Nachweis, dass Ultraschall für das Erkennen einer Fraktur der Röntgenaufnahme ebenbürtig ist, selbst wenn die Untersuchungen jeweils ohne spezialisierte Fachpersonen in der Radiologie durchgeführt werden.
Begleitet durch eine Umsetzungsstudie, überführt das UKBB gemeinsam mit weiteren Spitälern die bereits gewonnen Erkenntnisse in die klinische Praxis.
Im
- UKBB,
- Inselspital Bern,
- in den Kantonspitälern Freiburg und
- Luzern sowie im
- Universitätsspital Genf und in der Clinique de la Tour in Genf
werden ab sofort Verletzungen am Handgelenk direkt auf der Notfallstation mit Ultraschall untersucht.