Natürlich ist noch völlig offen, wer am Montag, 3. Oktober, den diesjährigen
Nobel Prize for Physiology or Medicine (so der offizielle Name) gewinnen wird. Aber es gibt einen Indikator, der seit 2002 schon über drei Dutzend Male richtig lag: Es ist die so genannte
«Citation Laureates»-Liste, welche Thomson Reuters erarbeitet.
Konkret: Die Nachrichten- und Informationsagentur wertet den eigenen Zitierungs-Index
«Web of Science» aus, der aufzeigt, welche und wessen Arbeiten in jüngerer Zeit besonders intensiv zitiert, aufgenommen und gestreut wurden. Und naheliegend und inzwischen mehrfach bewiesen ist, dass diese «Citation Laureates» mit schöner Regelmässigkeit identisch sind mit späteren Nobelpreisträgern.
Für den Medizin-Nobelpreis räumt Thomson Reuters dieses Jahr drei Forscherteams die grössten Chancen ein:
- James P. Allison (University of Texas), Jeffrey A. Bluestone (UC San Francisco), Craig B. Thomson (Memorial Sloan Kettering Cancer Center New York): Für ihre Entdeckung des CTLA-4 – und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, durch Aktivierung des Proteins Autoimmunerkrankungen abzuschwächen beziehungsweise durch Blockade des CTLA4 das Immunsystem im Kampf gegen Krebszellen zu stärken.
- Gordon J. Freeman (Harvard), Tasuku Honjo (Universität Kyoto), Arlene H. Sharpe (Harvard): Für ihre Erkenntnisse über das PD-1-Protein und Möglichkeiten zur Blockade des PD-1-Rezeptors, die wichtige Beiträge liefern für die Entwicklung von Krebs-Immuntherapien.
- Michael N. Hall (Universität Basel), David M. Sabatini (MIT), Stuart L. Schreiber (Harvard): Für ihre Entdeckung der Proteinkinase TOR (Target of Rapamycin) und der Erforschung des TOR-Signalwegs.
Der Molekularbiologe
Michael N. Hall ist Professor am Biozentrum der Universität Basel. Der US-schweizerische Doppelbürger, geboren 1953 in Puerto Rico, hatte ursprünglich Zoologie an der University of North Carolina und in Harvard studiert.
1987 ging er als Assistenzprofessor ans Biozentrum der Uni Basel, 1992 erhielt er eine ordentliche Professur. Phasenweise leitete er die Abteilung für Biochemie, von 2002 bis 2009 war er Vizedirektor des Basler Biozentrums.
82 Nennungen, 12 Treffer
Gewiss, der Einzug in die Liste der «Citation Laureates» ist relativ. In der Medizin lag die Trefferquote bislang bei knapp 15 Prozent, oder konkret: 12 der bislang 82 von Thomson Reuters genannten Favoriten erhielten am Ende den Nobelpreis. Über alle erfassten Preise hinweg – also inklusive Physik, Chemie und Wirtschaft – gewannen gelistete Wissenschaftler seit 2002 insgesamt 39mal den Nobelpreis.
Klar scheint dabei auch: Die Immunologen sind derzeit die medizinischen Wissenschaftler mit dem stärksten Impact.
Erwähnt sei zudem, dass diesmal noch eine weitere Forschergruppe wegen ihrer Leistungen für die Medizin in den Kreis der Kandidaten aufgerückt ist – nur sind dies Mitfavoriten auf den Nobelpreis für Chemie. Es handelt sich dabei um:
- George M. Church (Harvard) und Feng Zhang (MIT), die wegen ihrer Anwendungen zur Steigerung der Präzision der CRISPR/Cas-Gen-Sequenzierung nun ebenfalls zu den am meisten beachteten Forschern gezählt werden.