Das verlangen Kantone von Spitex-Patienten

Die Kantone verlangen von Spitex-Patienten eine finanzielle Beteiligung; die einen mehr, die anderen weniger und nochmals andere verlangen gar nichts.

, 15. Oktober 2021 um 14:21
image
  • spitex
  • patientenbeteiligung
Geht man zum Arzt, in die Apotheke oder ins Spital, zahlt die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) nicht sämtliche Kosten: eine Franchise von mindestens 300 Franken plus einen Selbstbehalt von maximal 700 Franken bleiben an den Patienten hängen. Das ist soweit bekannt.
Nicht überall durchgedrungen ist der Umstand, dass für die Spitex andere Regeln gelten: Neben Franchise und Selbstbehalt kommt zusätzlich noch eine Patientenbeteiligung hinzu, die von der Spitex-Organisation einkassiert und danach dem Kanton abgeliefert wird. Man könnte auch sagen: die Patientenbeteiligung ist der Selbstbehalt für die kantonale Restfinanzierung.

Maximal 15.35 Franken pro Tag

Die gesetzliche Grundlage dazu findet man in Artikel 25 KVG: «Der versicherten Person dürfen von den nicht von Sozialversicherungen gedeckten Pflegekosten höchstens 20 Prozent des höchsten vom Bundesrat festgesetzten Pflegebeitrages überwälzt werden. Die Kantone regeln die Restfinanzierung.»
Aktuell beläuft sich der maximale Pflegebeitrag auf 15.35 Franken pro Tag. Doch die Schweiz wäre nicht die Schweiz, wenn die Kantone die Pflegeleistungen einheitlich vergüten würden. Im Kanton Zürich beispielsweise wollte der Regierungsrat den Patienten eine Beteiligung im höchstzulässigen Umfang überbinden. Doch der Kantonsrat reduzierte dann die Beteiligung auf die Hälfte des bundesrechtlichen Maximalbetrags. Dies ganz im Sinne von «ambulant vor stationär». 

So kommt man auf 15.35 Franken 

Aktuell beläuft sich der maximale Pflegebeitrag auf 15.35 Franken pro Tag. Das sind 20 Prozent von 76.90 Franken. Diese 76.90 Franken sind in Art. 7 der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) zu finden. Danach zahlt die OKP für die Grundpflege 52.60; für die Behandlungspflege 63.00 Franken und für Abklärung und Beratung eben besagte 76,90 Franken pro Stunde.
Wie Zürich verfahren auch beide Basel, beide Appenzell, Graubünden und Schwyz. Der klamme und stark vom Finanzausgleich abhängige Kanton Bern verlangt das Doppelte, also bis zu 15.35 Franken pro Tag, jedoch bloss maximal 20 Prozent der verrechneten Kosten für Pflegeleistungen gemäss der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV).
Andere Kantone gehen über die 20 Prozent verrechneter Kosten hinaus und verlangen in jedem Fall 15.35 Franken für jeden Tag, an dem Pflegeleistungen nach KLV bezogen werden.
Gemessen an der Patientenbeteiligung bestätigen die Westschweizer Kantone ihren Ruf, sozialer und tendenziell eher links zu sein. Freiburg, Neuenburg, Waadt und Wallis verzichten gänzlich darauf, vom Patienten einen Selbstbehalt einzufordern. 
image
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitex Zürich: CEO Markus Reck tritt zurück

Nach gut drei Jahren am Steuer der grössten Schweizer Spitex-Organisation geht Markus Reck vorzeitig in Pension.

image

18 Prozent tiefere Betreuungskosten: Genf etabliert neues Reha-Modell

Der Kanton Genf verlängert und erweitert einen Test zur Rehabilitation in der Chirurgie. Dabei werden Spitalpflege und häusliche Betreuung verwoben werden.

image

Kann die Schweiz innert 15 Jahren über 600 neue Pflegeheime errichten?

Der Bedarf an Langzeitpflege wird in den nächsten 15 Jahren stark ansteigen, warnt das Observatorium Obsan. Trotz Verlagerungen zur häuslichen Pflege bleibt der Druck auf die Pflegeheime beträchtlich.

image

Pro Senectute Zürich: Spitex vor dem Aus

Die Stiftung stoppt «Pro Senectute Home». Das Modell mit kombinierter Haushalts- und Pflegeunterstützung sei finanziell nicht tragfähig. Rund 80 Angestellte sind betroffen.

image

Zürich verschärft Rahmenbedingungen für Angehörigenpflege

Der Kanton Zürich kürzt ab 2026 die Beiträge an die Angehörigenpflege und verschärft zugleich die Qualitätsanforderungen.

image
Die Rechtsfrage der Woche

Berufsausübungs-Bewilligungen: Mit einem Fuss im Gefängnis?

Eine Spitex-Betreiberin wurde wegen mehrfachen Betrugs verurteilt, da sie unqualifiziertes Personal einsetzte und Leistungen unrechtmässig gegenüber der Krankenversicherung abrechnete. Der Fall verdeutlicht: Regulierungsverstösse haben ernste Konsequenzen.

Vom gleichen Autor

image

Bürokratie in der Reha - Kritik am Bundesrat

Die Antwort der Regierung auf eine Interpellation zur Entlastung der Rehabilitation überzeugt kaum – Reformvorschläge bleiben vage, die Frustration wächst.

image

Das Kostenfolgemodell lässt auf sich warten

Der Ständerat überweist die Motion Wasserfallen an die zuständige Kommission. Man nennt dies Verzögerungstaktik.

image

«Die Angehörigenpflege darf nicht zu einem Geschäftsmodell werden»

Ambitionslos und verantwortungslos - die SP-Nationalrätin Ursula Zybach ist vom Bericht des Bundesrats enttäuscht.