Zucker ist ungesund. Das lernt der Nachwuchs bereits im Kindergarten. Und: Zucker macht süchtig, weil der Dopaminspiegel durch den Konsum extrem schnell ansteigt. Dadurch fühlen wir uns zwar kurzfristig glücklich; fällt der Dopaminspiegel in den Keller, schreit das Hirn nach mehr. Wer sich also gesund ernähren will, muss beim Einkaufen offene Augen haben: Die Lebensmittelindustrie versteckt den Zucker praktisch überall.
Es wundert daher nicht, dass sich Diabetes in den letzten zehn Jahren zur Volkskrankheit Nummer 1 entwickelt hat: «Etwa eine halbe Million Menschen leidet in der Schweiz an Diabetes», sagte Peter Diem, Diabetologe und Präsident Diabetes Schweiz, gestern gegenüber der SRF-Sendung
Puls. «Und zirka 100'000 Personen wissen es nicht einmal.» Diabetes sei eine Krankheit mit beträchtlichen Konsequenzen für die Betroffenen, aber auch für das Gesundheitssystem.
Weltweit leiden rund 425 Millionen Menschen an Diabetes. Gemäss Schätzungen der Internationalen Diabetes Föderation (www.idf.org) bis zum Jahr 2045 rund 629 Millionen Menschen sein, wobei es im Durchschnitt sieben Jahre dauert, bis ein Diabetes Typ 2 entdeckt wird. Die Hälfte aller Diabetiker und Diabetikerinnen wissen noch gar nicht, dass sie an Diabetes erkrankt sind.
Unter dem Namen Diabetes sind vor allem zwei Stoffwechselstörungen bekannt: Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die mit lebenslangen Insulingaben behandelt werden muss, während sich Typ 2 aufgrund einer zu fett- und zuckerhaltigen Ernährung und mangelnder körperlicher Betätigung entwickelt.
Wie «Puls» berichtet, will die UNO angesichts der epidemieartigen Verbreitung von Diabetes Typ 2 die Regierungen zum Handeln bewegen. Denn auf allen fünf Kontinenten zerstöre diese Krankheit Menschenleben und belaste die öffentlichen Haushalte schwer.
Medikamente: Gefährliche Nebenwirkungen
Für die Pharmaindustrie ist die steigende Anzahl an Diabetikern ein Riesengeschäft. Die Krux: Obwohl immer wieder neue Wunderheilmittel versprochen werden, lässt sich die Krankheit nach wie vor nicht befriedigend behandeln, so «Puls».
Es gebe zwar Medikamente und Spritzen, um den zusammengebrochenen Zuckerhaushalt der Erkrankten zu steuern. Doch nicht überall würden sich die Menschen diese Therapien leisten können. «Und: Trotz der Medikamente kämpfen auch in der Schweiz und Europa viele Betroffene mit den einschneidenden Folgen dieser Krankheit.»
Es zeige sich auch, dass die sowohl bei den Medizinerinnen und Medizinern als auch in den Laboren grassierende Fokussierung auf die Blutzuckerwerte ein Problem sei. Sie führe zu übermässiger Medikamentengabe unter Vernachlässigung mitunter gefährlicher Nebenwirkungen.
Patientinnen und Patienten geraten auf diese Weise in eine Therapiespirale, wobei das Fortschreiten der Krankheit mit Amputationen, Erblindung und Herzinfarkten trotzdem nicht aufgehalten werden kann.
Lebensstil ändern anstatt Pillen schlucken
Was «Puls» in der Sendung zu Bedenken gibt, ist eigentlich nichts neues : Mit mehr Bewegung und einer gesunden Ernährung liesse sich die weitere Ausbreitung von Diabetes Typ 2 aufhalten. Und: Viele Betroffene könnten mit einem veränderten Lebensstil von Tabletten und Insulin loskommen.