In einem Experiment fanden amerikanische und israelische Wissenschaftler um
die Universität Florida heraus, wie sehr sich unverschämte Kommentare auf die medizinische Leistung auswirken.
Dazu simulierten die Forscher mehrere auf den Tag verteilte Notfall-Szenarien mit Säuglingspuppen in einer neonatalen Intensivstation in Israel: zum Beispiel schwere Atemnot oder hypovolämische Schocks.
«Das ist doch Dritte-Welt-Medizin»
Teilnehmer der Studie waren 39 Teams, bestehend aus je zwei Ärzten und zwei Pflegefachkräften. Eine Schauspielerin spielte die Rolle der verstörten Mutter. So hörten die Ärzte und Pfleger unfreundliche Sätze wie: «Ich wusste es. Wir hätten in ein besseres Spital gehen sollen. Hier praktiziert man doch Dritte-Welt-Medizin».
Arieh Riskin, Amir Erez, Trevor A. Foulk, Kinneret S. Riskin-Geuz, Amitai Ziv, Rina Sela, Liat Pessach-Gelblum, and Peter A. Bamberger: «Rudeness and Medical Team Performance», in: «American Academy of Pediatrics», Januar 2017.Das Resultat des Experiments: Alle von der «Mutter» beschimpften Teams machten im Vergleich zur neutralen und zur Kontrollgruppe signifikant mehr Fehler – von der ungenauen Diagnose bis hin zu falschen Verschreibungen. Alles Handlungen, die negative Auswirkungen auf Vitalparameter hatten, schreiben die Studienautoren.
Einfluss auf Team-Ebene
Ausserdem funktionierte das Team nach den emotionalen Ausbrüchen der «Mutter» nicht mehr richtig. Die Auswirkungen waren unter anderem weniger Kommunikation und damit ein schlechter Informationsfluss.
Das Fazit der Forscher: Die unhöflichen Kommentare beeinflussen ganz klar, wie Ärzte und Pflegende denken oder wie sie Entscheidungen treffen. Bewusst oder unbewusst.