Hausärztemangel: Medizinstudium an einer Fachhochschule?

Bei den Psychologen ist es bereits gang und gäbe. Nun fordert der Leiter des ZHAW-Gesundheitsdepartements auch den Ärztemaster auf Fachhochschulstufe.

, 27. April 2016 um 09:11
image
Der Fachkräftemangel plagt Hausärzte genauso wie Pfarrer. Das ist bekannt. Um diesen Mangel zu beheben, empfiehlt Peter C. Meyer ein Medizinstudium an Fachhochschulen (FH) einzuführen. 
Meyer ist derzeit noch Leiter des Gesundheitsdepartements an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Der Soziologe geht Ende April in Pension und übergibt sein Amt an Andreas Gerber-Grote, Theologe, Arzt und Ökonom.
Ein Medizinstudium an einer Fachhochschule? «War­um nicht», sagte er im Interview mit der Zeitung «Der Landbote». «Hier werden ja auch Archi­tekten, Ingenieure, Juristen und Psychologen ausgebildet.»

Vision: «Winterthur Medical School»

Es ginge darum, Lücken in der Grundversorgung zu schliessen. «Teure Spezialisten gibt es genug». Und die Praxis würde schon während der Ausbildung gestärkt, und die Theorie ­käme nicht zu kurz. 
Seine Vision: die «Winterthur Medical School». Die KSW-Direktion sei von dieser Idee begeistert, und auch die kantonale Bildungsdirektion zeige sich offen.
In zehn bis fünfzehn Jahren könnte laut Meyer die «Winterthur Medical School» Ärzte in Humanmedizin ausbilden. «Der Schwerpunkt der Ausbildung läge klar bei der Allgemeinmedizin», sagte er. 

Was andere Akteure dazu meinen

Wie ideal eine solche Lösung tatsächlich wäre, dazu müsste man noch einige offene Fragen klären, sagte er mit Verweis auf die Kosten, Image und Status der Hausärzte.
Beim Hochschulamt beurteilt man die FH-Medizin-Idee auf Anfrage der Zeitung skeptisch und verweist darauf, dass der Bund das Medizinalberufgesetz entsprechend anpassen müsse. 
Beim Kantonsspital Winterthur (KSW) – der potenziellen Partnerin – will man sich laut dem Bericht noch nicht zum möglichen FH-Medizinstudium äussern und der Haus- und Kinderärzteverband befürchtet Qualitätseinbussen und spricht von «Hausärzten light».

  • Lesen Sie hier das ganze Interview mit dem abtretenden Leiter des Gesundheitsdepartements an der ZHAW.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.

image

BAB: Natalie Rickli zieht die Reissleine

Die Zürcher Amt für Gesundheit plante, für das Spitex-Pflegepersonal breitgefächert Berufsausübungs-Bewilligungen zu verlangen. Nun ist der Vorgang sistiert.

image

Ein «Curriculum» für junge Hausärztinnen und Hausärzte

Das Spital Bülach hat eine Lösung gegen den Hausärztemangel: Es bildet Ärzte und Ärztinnen speziell fürs Zürcher Unterland aus.

image

Atomkraftwerk-Betreiber müssen Jodtabletten zahlen

Der Bundesrat will AKW-Betreiber per Gesetz zur Verteilung von Jodtabletten verpflichten.

image

«Es tobt ein heftiger Konflikt mit den Krankenkassen»

Vor einem Jahr der grosse Physio-Aufstand und die Hoffnung auf bessere Tarife. Und jetzt? Laut den Physiotherapeuten geschah wenig. Die Rede ist gar von Schikanen der Krankenkassen.

image

Neuer Präsident der Gesellschaft für Dysphagie

Bartosz Bujan von der Klinik Lengg wird Nachfolger von Jörg E. Bohlender

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.