Das Medikament Zepatier kann ab kommenden Samstag, 1. Juli, ohne Einschränkung vergütet werden. Das Bundesamt für Gesundheit konnte den Preis der Tabletten um 35 Prozent senken – nachdem sich der Packungspreis für 28 Zepatier-Tabletten bislang auf 14'596 Franken belief.
Das Medikament des Herstellers MSD steht damit für viele zusätzliche Hepatitis-C-Infizierte zur Verfügung. Bisher vergütete die Grundversorgung die neuen, wirksamen Medikamente nur unter Einschränkungen – nämlich falls eine moderat fortgeschrittene Lebererkrankung (Fibrosegrad 2) vorlag oder wenn sich Krankheitssymptome ausserhalb der Leber manifestierten; ferner bei bestimmten Personengruppen, bei denen die Krankheit schneller fortschreitet oder das Übertragungsrisiko höher ist.
Diese Einschränkungen hat das BAG nun für Zepatier aufgehoben. Damit können künftig alle Infizierten mit Hepatitis C Genotyp 1 und 4 unabhängig vom Grad ihrer Lebererkrankung mit dem Medikament behandelt werden; der Schritt betrifft rund zwei Drittel der Infizierten.
Im Gespräch mit anderen Herstellern
Das BAG konnte bei Merck Sharp & Dohme eine Preisreduktion von 29,3 Prozent erreichen; dies nachdem der Preis von Zepatier bereits im Mai um 8,2 Prozent gesenkt worden war. Eine vollständige Behandlung mit Zepatier kostet neu 30‘900 Franken anstelle von 47‘700 Franken.
Mit den Zulassungsinhaberinnen der anderen Hepatitis-C-Medikamente sei das BAG weiterhin im Gespräch – also mit Abbwie sowie mit der Harvoni- und Sovaldi-Herstellerin Gilead. «Sollten sie ebenfalls zu markanten Preissenkungen bereit sein, wird das BAG auch für diese Medikamente die Vergütung ausweiten»,
heisst es in der Mitteilung aus Bern.
Vorbild Frankreich – und zum gleichen Preis
Damit geht die Schweiz einen Weg, den das Nachbarland Frankreich vorgespurt hat: Dort haben seit Januar alle Hepatitis-C-Infizierten das Recht auf eine Dreimonats-Kur gegen das Virus. Das Gesundheitsministerium in Paris beschloss damals die Abschaffung jeglicher Limitatio – allerdings verknüpft mit derselben Einschränkung: Erstattet werden nur die Kosten für das Merck-Mittel Zepatier. Konkurrenzprodukte von Abbvie oder die bekannten Gilead-Präparate Sovaldi und Harvoni bleiben aussen vor.
Auch in Frankreich kostet eine Dreimonats-Kur mit Zepatier für einen Patienten 28'700 Euro, also knapp 31'000 Franken – derselbe Preis wie in der Schweiz.
Kontrolle in 2 Jahren
Damit das BAG die Folgen der Ausweitung kontrollieren kann, erfolgt diese zunächst befristet für 2 Jahre.
«Das BAG ist nach wie vor der Ansicht, dass die teuren Therapien bei Patientinnen und Patienten mit hohem medizinischem Bedarf eingesetzt werden sollen», kommentiert das Bundesamt den Schritt. «Denn viele mit dem Virus Infizierte erkranken nie ernsthaft, und bei rund einem Fünftel kommt es zu einer spontanen Heilung. Die Schweiz ist zudem nicht vergleichbar mit Ländern, in denen grosse Teile der Bevölkerung mit dem Virus infiziert sind und unter chronischer Hepatitis C und ihren Folgen leiden. Die Neuansteckungsrate ist in der Schweiz gering und der Anteil an Infizierten und Erkrankten ist niedrig. Deshalb empfiehlt das BAG trotz der Erweiterung der Vergütung keine weiteren Massnahmen.»