Krebsmedikamente: Welche Mittel in der Schweiz besonders aus der Reihe schlagen

Ein grosser Industriestaaten-Vergleich zeigt: Die Onkologika-Kosten können sich selbst zwischen sehr ähnlichen Staaten extrem unterscheiden. Allerdings: In der Schweiz sind sie fast immer speziell hoch.

, 4. Dezember 2015 um 15:23
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Dass das bei den Onkologie-Mitteln auch der Fall ist – nur logisch.
Eine grosse internationale Studie legt jetzt aber die Vergleichsdaten für insgesamt 18 Industriestaaten vor, und das bei 31 patentgeschützten Krebsmitteln. Und sie bringt damit doch auch Verhältnisse ans Licht, die sehr schwer zu erklären sind.
Bemerkenswert ist zum Beispiel das Ausmass der Abweichungen. Bei einzelnen Mitteln bezahlen die Patienten respektive Kassen in den Hochpreisländern fast das Vierzehnfache für dieselbe Medikamenteneinheit wie im günstigsten Staat. Wobei bemerkt sei, dass die Erhebung ausschliesslich europäische Länder plus Australien und Neuseeland erfasste.

Sabine Vogler, Agnes Vitry, Zaheer-Ud-Din Babar: «Cancer drugs in 16 European countries, Australia, and New Zealand: a cross-country price comparison study», in: «The Lancet Oncology», Dezember 2015.

Erarbeitet wurden die Daten von Sabine Vogler (Universität Wien), Agnes Vitry (Univ. of South Australia) und Zaheer-Ud-Din Babar (University of Auckland). Eines ihrer unerwarteten Ergebnisse war zum Beispiel, dass Vogler, Vitry und Babar einen der spektakulärsten Unterschiede in zwei Staaten feststellten, die nicht nur geographisch, sondern auch ökonomisch gleich nebeneinander liegen: Gemcitabine, ein Wirkstoff gegen diverse Krebsarten, kostet in Australien 43 Euro – und in Neuseeland 209 Euro.

Gemeinsam mit Schweden und Deutschland

Die Schweiz gehört nun, wie gesagt und erwartet, zur Spitzengruppe der Hochpreisländer: Das Team aus Gesundheitsökonomen und Pharmazeuten setzt sie in eine Gruppe mit Deutschland und Schweden. Wobei nicht nur Griechenland, Spanien und Portugal, sondern auch Grossbritannien ans andere Ende der Preisliste zu liegen kamen. Dass die Forscher den Euro zum Währungsmassstab nahmen, trug allerdings auch zur Top-Rolle der Schweiz bei.
Konkret war der erfasste Unit-Preis in der Schweiz bei 9 der 31 Mittel am höchsten: bei Bevacizumab, Bortezomib, Erlotinib, Everolimus, Imatinib, Lapatinib ditosylate, Lenalidomide, Nelarabine und Sunitinib malate. Bei vier weiteren Mitteln liegt der helvetische Listenpreis im internationalen Vergleich am zweithöchsten: Gefitinib, Interferon Alfa 2b, Nilotinib und Vemurafenib.
Wie gesagt: Die Nachvollziehbarkeit dieser Unterschiede fällt nicht leicht – es ist bekanntlich ein teils politischer Prozess, und die Autoren erwähnen auch den selektiv wirksamen Faktor anstehender Generika respektive Alternativen. Und so kann es auch vorkommen, dass die Schweiz bei einigen Mitteln sogar unter den günstigsten Staaten landet – beispielsweise bei Abiraterone Acetate und Gemcitabine.
  • Tabelle: 31 Krebsmittel in 18 Staaten, in €
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Quelle: Vogler/Vitry/Babar, «Cancer drugs in 16 European countries, Australia, and New Zealand». Erfasst wurden die Fabrikpreise von 2013.
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