Ist Medvadis nicht einfach ein Ärztenetzwerk wie jedes andere? «Nein», sagt Florian Schmitt in seiner Praxis in Urdorf. Einzigartig sei unter anderem der Verbund mit einem Spital – mit dem Spital Limmattal, das an der Medvadis AG beteiligt ist.
Wie die vier Gründungsmitglieder, alles Hausärzte, besass das Spital bei der Gründung vor fünf Jahren 20 Prozent am Aktienkapital. Mit einer Aktienkapitalerhöhung und dem damit einhergehenden Zuwachs an Aktionären sank dessen Anteil auf unter 20 Prozent.
Medvadis ist an sechs Standorten präsent: Birmensdorf, Engstringen, Schlieren, Urdorf und an zwei Adressen in Dietikon. In jedem Fall handelt es sich um Ärztezentren-, nicht um Einzelpraxen. So will es das Konzept.
Ärzte wollen einen Nine-to-five-job
Einzelpraxen sind laut Schmitt ein Auslaufmodell. «Die heutigen Ärztinnen und Ärzte wollen einen Nine-to-five-Job», ist der 48-jährige Hausarzt überzeugt. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern als Folge des gesellschaftlichen Wandels. Schmitt sagt es so: «Muss das Kind um 17.30 Uhr von der Krippe abgeholt werden, dann hat das ohne Wenn und Aber zu geschehen. Und wenn dann ein Notfall an der Tür klopft, kann man schlecht sagen, kommen Sie morgen wieder.»
Die 18 Ärztinnen und 11 Ärzte beziehen einen Bruttolohn von 160'000 bis 200'000 Franken. Doch die wenigsten davon arbeiten 100 Prozent. Insgesamt kommen sie auf knapp 23 Vollzeitstellen.
Dass Gruppenpraxen gegenüber Einzelmasken Vorteile bieten, bedarf in einem Fachmedium keiner langatmigen Begründung: Teilung der Infrastruktur senkt die Fixkosten und die Aufteilung der Präsenzzeiten verbessert die Work-Life-Balance.
Geschäftsführer Thomas Straubhaar schätzt den administrativen Aufwand eines Arztes auf einen halben Tag pro Woche.
Worin aber liegt der Vorteil eines Verbunds von mehreren Ärztezentren? Da ist einmal die ganze Administration. Ein Arzt, schätzt Thomas Straubhaar, hat einen halben Tag pro Woche mit administrativem Kram zu tun, der bei Mevadis von der Geschäftsleistung wahrgenommen wird. «Unsere Ärztinnen und Ärzte können sich voll auf ihre Patienten konzentrieren», so deren Geschäftsführer. Der Berner war einst stellvertretender Leiter des Spitalamts im Kanton Bern und leitete danach interimistisch verschiedene Spitäler, darunter die Kliniken Lengg in Zürich und das Siloah in Gümligen.
Professioneller Austausch
Ein weiterer Vorteil liegt laut Florian Schmitt im professionellen Austausch mit anderen Hausärzten im Praxisnetz. So komme es regelmässig vor, dass der eine Arzt einen anderen um seine Einschätzung fragt. Da sie alle digital vernetzt sind, könne der um Rat gefragte Arzt das Röntgenbild auf seinem Bildschirm abrufen und mit seinem Kollegen, seiner Kollegin, am Telefon besprechen.
Und dann natürlich die Zusammenarbeit mit dem Spital Limmattal. Man kennt sich. Man ist per Du. «Wenn ich mich bei einem Arzt am Unispital über das Befinden meines Patienten erkundigen will, warte ich eine halbe Stunde am Telefon», erklärt Schmitt. Beim Spital Limmattal hingegen lässt er ausrichten, der Kollege möge ihn doch bitte zurückrufen.
Ungezwungene Treffen mit den Spitalärzten
Zudem gibt es regelmässig ungezwungene Treffen mit den Chefärzten des Spitals und den Hausärzten von Medvadis. «Wir diskutieren da jeweils die Behandlungsabläufe von Patienten und können damit die Qualität der Behandlung verbessern», so Florian Schmitt.
So wie Medvadis derzeit aufgestellt ist, könnten noch ein paar Ärztezentren mehr zum Verbund zählen, um die Overhead-Kosten zu senken. Sie müssen jedoch im Einzugsgebiet des Spitals Limmattal liegen. Denn die Nähe zum Spital mit der entsprechenden Zusammenarbeit ist eben, wie gesagt, einer der Pluspunkte des Medvadis-Konzeptes.